Samstag8. November 2025

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Luxair-Prozess vertagt

Luxair-Prozess vertagt
(dapd)

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Der Luxair-Prozess ist am Dienstag nach wenigen Minuten wegen technischer Probleme an der Audio-Anlage auf Mittwoch vertagt worden.

Im Verhandlungssaal im Bezirksgericht in Luxemburg-Stadt waren sämtliche Lautsprecher ausgefallen. Selbst die Synchronübersetzer verstummten. Bis Mittwoch will man das technische Problem beheben, heißt es.

Neun Jahre nach dem Flugzeugabsturz bei Niederanven mit 20 Toten hat am Montag der Prozess gegen sieben Männer begonnen, die unter anderem wegen fahrlässiger Tötung angeklagt sind. Darunter ist auch der heute 35 Jahre alte Pilot, Claude Poeckes, der das Unglück zusammen mit einem französischen Passagier überlebte. Die zweimotorige Luxair-Maschine war im November 2002 auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg, als sie bei schlechtem Wetter kurz vor dem Zielflughafen aus rund 200 Metern Höhe abstürzte und zerschellte.

Viel Medieninteresse

In der ausländischen Presse wird sich ausgiebig mit dem „Luxair-Prozess“ beschäftigt. Hier einige Auszüge und Kommentare:

Zum Auftakt der Verhandlung vor dem Bezirksgericht in Luxemburg berichtete ein Sachverständiger über fehlerhafte Teile am Flugzeug. Vor diesen Mängeln sei im Handbuch der Fokker 50 gewarnt worden. „Das Flugzeug war flugtauglich“, betonte der Gutachter allerdings, heißt es unter anderem in einer dpa-Meldung.

„Lange Vorbereitungszeit“

Die Südwest-Presse beschäftigte sich vor allem mit der langen Vorbereitungszeit und kommentiert: „Dass das Verfahren so lange dauern würde, bis die möglicherweise Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, hatte anfangs niemand gedacht.“

Die Frankfurter Allgemeine gibt Anhaltspunkte über die Strafen, die ausgesprochen werden können: „Den sieben Beschuldigten drohen Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.“ Die Zeitung gibt auch Details über die Organisation des Prozesses: „Wegen des großen öffentlichen Interesses war zunächst überlegt worden, den Prozess in einen größeren Saal außerhalb des Bezirksgerichts zu verlegen. Stattdessen wird das Verfahren nun live in einen zweiten Saal übertragen, in dem 80 Zuschauer Platz finden. Im Verhandlungssaal selbst ist lediglich Platz für 25 Gäste, da die ersten vier Reihen für die Prozessbeteiligten reserviert sind.“

„Verschiedene Prozeduren“

Die Augsburger Zeitung ihrerseits vergleicht die Prozeduren an deutschen und luxemburgischen Gerichtshöfen: „Das Verfahren läuft anders als in Deutschland ab. Zu Beginn geht es vor allem um organisatorische Fragen, beispielsweise darum, welche Zeugen geladen werden sollen. Anschließend sollen Sachverständige und Gutachter befragt werden. Dann äußern sich die Angeklagten zu den Vorwürfen – es folgen die Plädoyers von Anklägern und Verteidigern. Erst dann stellt die Staatsanwaltschaft ihren Antrag auf mögliche Strafen.“

Der Beitrag des SWR beschäftigte sich vor allem mit den Familienangehörigen der Opfer. „Für Familie Kuhn aus Olfen aus Nordrhein-Westfahlen kommt damit alles wieder hoch. Sie hatten nämlich damals ihren 36-jährigen Sohn Markus verloren.“

Die Umstände des Unglücks

Der Trierische Volksfreund behandelt die tragischen Umstände des Unfalls. Im Experten-Bericht heißt es, der junge Pilot habe „keinen Plan“ gehabt, was er tun solle, als er von der schlechten Sicht erfahren habe. Im Cockpit habe man nicht wirklich über das Wetterproblem miteinander geredet, sondern es habe „eine gewisse Desorganisation“ geherrscht. Ein Fehler kam zum anderen.

Auch die Saarbrücker Zeitung beschäftigt sich mit der Unglücksursache. „Die Fluglotsen gaben die Landeerlaubnis, obwohl die Sicht auf der Landebahn zu gering und das Flugzeug noch viel zu hoch gewesen sei. Die Piloten hätten sich nicht mehr an das Standardverfahren für den Anflug gehalten, sondern ‚ständig improvisiert‘ – wohl, weil sie unbedingt nach Hause wollten“.

„Der größte Prozess“

Der Artikel im Republicain Lorrain (F) und im Le Quotidien (L) unterstreicht das Ausmaß des Prozesses. Viele Berichte und Gutachten müssten in der Verhandlung analysiert werden. Es sei einer der größten Prozesse, die es bisher in Luxemburg gab.

Das belgische Magazin Le Vif schließlich kritisiert die Tatsache, dass der Flugzeughersteller Fokker den Fluggesellschaften lediglich geraten hätte, das neue Sicherheitssystem in ihre Flieger zu integrieren.