Nach dem umstrittenen Krim-Referendum haben die USA und die Europäer ihre Drohung wahr gemacht und schärfere Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie beschlossen Einreiseverbote und Kontensperrungen gegen Politiker, Parlamentarier und Militärs. Zugleich warnten sie Präsident Wladimir Putin vor einer weiteren Eskalation. „Wenn Russland weiter in der Ukraine eingreift, sind wir bereit, weitere Sanktionen zu erlassen“, sagte US-Präsident Barack Obama am Montag im Weißen Haus. Auch die EU drohte härtere Strafmaßnahmen an, bis hin zu Wirtschaftssanktionen.
Putin zeigte sich unbeeindruckt und trieb die Eingliederung der Krim zügig voran. Noch am Montagabend unterzeichnete er einen Erlass, in dem Russland die Krim als souveränen und unabhängigen Staat anerkennt. Putin würdigte nach Angaben des Kreml, dass „die Mehrheit der Krim-Bevölkerung in einem Referendum am 16. März 2014 ihren Willen geäußert“ habe. An diesem Dienstag will sich Putin vor beiden Kammern des Parlaments zu einem Beitritt der Halbinsel zu Russland äußern.
Unabhängigkeit
Einen Tag nach der Volksabstimmung auf der Halbinsel, bei der sich fast 97 Prozent für einen Anschluss an Russland ausgesprochen hatten, rief die Autonome Republik am Montag offiziell ihre Unabhängigkeit von der Ukraine aus. Zugleich verabschiedete die moskautreue Führung in der Krim-Hauptstadt Simferopol einen Antrag auf Aufnahme in die Russische Föderation sowie die Anpassung der Uhrzeit an die Moskauer Zeitzone. Eine Delegation wollte in Moskau auch über einen Zeitplan zur Einführung des Rubels auf der Krim verhandeln.
Die EU-Außenminister einigten sich in Brüssel auf eine Liste von 21 Personen in Moskau und auf der Krim, gegen die Einreiseverbote verhängt und deren Konten gesperrt werden. Sie forderten Moskau auf, die Lage zu deeskalieren und seine Truppen auf den Stand vor Ausbruch der Krise zurückzuziehen. „Weitere Schritte der Russischen Föderation zur Destabilisierung der Lage in der Ukraine würde zu zusätzlichen und weitreichenden Folgen“ führen, hieß es.
Russen und Krim-Spitzenpolitiker
Von den EU-Sanktionen sind 13 Russen und 8 Krim-Spitzenpolitiker betroffen. Sie trügen alle Verantwortung für die Zuspitzung der Lage. Dazu gehören unter anderem der Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow, wie die EU am Abend mitteilte. Betroffen sind auch der Vorsitzende des Krimparlaments, Wladimir Konstantinow, und der Abgeordnete im russischen Föderationsrat, Andrej Klischas. Auf der Liste stehen auch Rustam Temirgalijew, Krim-Vizeregierungschef, und Alexej Tschaly, der Verwaltungschef der Hafenstadt Sewastopol, sowie der Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte, Alexander Vitko.
Die USA erließen Einreiseverbote und Kontensperrungen gegen sieben russische Regierungsvertreter, darunter Vize-Ministerpräsident Dmitri Rogosin, sowie vier ukrainische Politiker. Einer davon ist der entmachtete Präsident Viktor Janukowitsch.
Empörend
Das russische Außenministerium kritisierte die US-Sanktionen als „empörend und einseitig“. Die Chefin des russischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, bezeichnete die gegen sie verhängten Sanktionen als „politische Erpressung“ der USA. „Das ist ein beispielloser Schritt, wie es ihn nicht einmal in der Zeit des Kalten Krieges gab“, sagte Matwijenko.
Obama betonte, mit den Strafmaßnahmen sollten „die Kosten“ für Russland für das Vorgehen in der Krim-Krise erhöht werden. Wenn Moskau seine Politik fortsetze, seien Washington und die internationale Gemeinschaft zu weiteren Schritten bereit. Doch die Tür für eine diplomatische Lösung stehe weiter offen.
Die EU und die USA verurteilten den Volksentscheid als illegal und eklatanten Bruch des Völkerrechts. „Das ist nicht nur völkerrechtlich inakzeptabel, sondern es ist völkerrechtswidrig, was dort betrieben wird“, sagte Steinmeier in Brüssel. Es könne nicht sein, „dass wir beginnen, jetzt wieder Grenzen zu korrigieren“.
Große Farce
Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow bezeichnete das Referendum als „große Farce“. Er erklärte sich zu Gesprächen mit Russland bereit, schloss aber eine Übergabe der Krim klar aus. Kiew werde sich „niemals“ mit der Abspaltung der Krim abfinden, sagte er.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten im Zuge eines Drei-Stufen-Planes bereits am 6. März die Verhandlungen über Visa-Erleichterungen für Russen und über ein neues Rahmenabkommen zwischen der EU und Russland ausgesetzt. Über Wirtschaftssanktionen wollen sie an diesem Donnerstag bei einem Gipfel in Brüssel beraten.
Wenig beeindruckt
Die internationalen Finanzmärkte reagierten gelassen auf die Sanktionen gegen Russland. Die Ölpreise fielen im Tagesverlauf leicht. Wenig beeindruckt zeigten sich auch die Börsen in Frankfurt, New York, London und Paris.
De Maart

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