Keine Nahrungsmittel mehr in Aleppo

Keine Nahrungsmittel mehr in Aleppo
(AFP/George Ourfalian)

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UN-Hilfsmission richtet dramatischen Appell an Kriegsparteien in Syrien. Die Nahrungsmittelvorräte im Ostteil Aleppos gehen zur Neige.

Angesichts der verzweifelten Lage im belagerten Ostteil von Aleppo hat die UNO einen dramatischen Appell an die Kriegsparteien in Syrien gerichtet. Derzeit würden „die letzten Essensrationen“ ausgegeben, kommende Woche werde es „nichts mehr zu verteilen geben“, sagte der Chef der UN-Hilfsmission für Syrien, Jan Egeland, am Donnerstag in Genf.

Russland lehnt Waffenruhe ab

Das russische Verteidigungsministerium lehnte Egelands Forderung nach längeren Waffenpausen für Hilfslieferungen ab. Angesichts des herannahenden Winters müssten alle Beteiligten endlich humanitären Zugang gewähren, sagte Egeland.

„Ich glaube nicht, dass irgendjemand eine Viertelmillion Menschen in Ost-Aleppo verhungern lassen will“, sagte Egeland. Er sei zuversichtlich, dass nach vier Monaten Stillstand ein Zugang möglich sein werde, „weil die Konsequenzen aus keiner Hilfe und keinen Vorräten so katastrophal sein werden, dass ich mir das nicht ausmalen möchte“.

Medizinisches Personal wird gebraucht

Die UNO brauche jetzt unbedingt die Zusage, sicher Medikamente und Lebensmittel liefern zu können. Zudem müssten medizinisches Personal in die Stadt gebracht werden und Verletzte heraus. Die einstige Wirtschaftsmetropole Aleppo ist seit dem Sommer 2012 zwischen Rebellen und Regierungssoldaten geteilt und schwer umkämpft. Die UNO konnte seit Mitte Juli keine Hilfslieferungen in den Ostteil Aleppos bringen.

Sie macht hauptsächlich die Truppen von Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich; aber auch Rebellenkommandeure haben sich geweigert, Sicherheitsgarantien abzugeben. Mehrere von Russland einseitig ausgerufene zehnstündige Waffenpausen führten nicht weiter.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Mittwoch über einen nächtlichen Luftangriff auf Al-Heischa, 40 Kilometer nördlich von Raka, bei dem 20 Zivilisten getötet und 32 verletzt worden seien. Unter den Getöteten seien fünf Frauen und zwei Kinder, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdul Rahman.

Angaben kaum zu überprüfen

Ein Sprecher der Anti-IS-Koalition bestätigte lediglich, dass in der fraglichen Gegend Luftangriffe verübt wurden. Die Beobachtungsstelle, die ihren Sitz in Großbritannien hat und sich bei ihren Veröffentlichungen auf ein dichtes Informantennetz in Syrien stützt, veranschlagt die Zahl der zivilen Toten durch Angriffe der Anti-IS-Koalition in Syrien seit September 2014 auf 680, darunter 169 Kinder.

Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Am Donnerstag starben laut der Beobachtungsstelle zudem mindestens vier Kinder und sieben Erwachsene bei Luftangriffen auf Rebellengebiete nahe der Hauptstadt Damaskus. Acht Menschen, darunter drei Kinder, seien bei einem Angriff auf die belagerte Stadt Duma getötet worden. Bei einem Angriff auf das nahegelegene Sabka seien zwei Frauen und ein Mädchen getötet worden.