Nach dem neuen Ausbruch eines isländischen Vulkans gibt es noch keine Entwarnung für den Flugverkehr in Europa. Die Europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol geht davon aus, dass sich die Aschewolke in den kommenden Tagen in Richtung Europa bewegt. Am Montag und Dienstag sei aber nicht mit Sperrungen des Luftraums zu rechnen. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sprach dennoch von einer „Woche voller Herausforderungen, die den Flugpassagieren bevorstehen könnte“. Wegen des besseren Krisenmanagements sei aber nicht mit weiträumigen Schließungen des europäischen Luftraums zu rechnen.
Am Montag spuckte der Vulkan Grímsvötn weiter Asche. Bisher wurden nur in Island Flughäfen gesperrt, am Abend öffneten aber mehrere Flugplätze wieder. Die Aschewolke scheint glimpflicher vorbeizuziehen als vor gut einem Jahr. Im Frühjahr 2010 hatte der Ausbruch des Eyjafjallajökulls auf Island wochenlang den internationalen Flugverkehr lahmgelegt.
Am Dienstag über Schottland
Nach Angaben von Eurocontrol wird die Aschewolke voraussichtlich am Dienstag den Norden Schottlands erreichen. „Wenn der Vulkanausstoß mit der gleichen Intensität weitergeht, könnte die Wolke den Westen Frankreichs und den Norden Spaniens am Donnerstag erreichen“, hieß es in der Mitteilung.
Die EU-Kommission schränkte ein, es gebe wesentliche Unterschiede zu 2010. „Es weht weniger Wind, die Aschepartikel sind dicker und fallen schneller zu Boden und wir haben ein besseres Krisenmanagement“, sagte eine Sprecherin von EU-Kommissar Kallas.
Airlines entscheiden
Jeder Staat entscheidet selbst darüber, ob er seinen Luftraum schließt – die EU-Luftsicherheitsexperten geben nur Empfehlungen ab. Das europäische Krisenzentrum EACCC empfahl den Staaten am Montag, die Airlines selbst entscheiden zu lassen, ob sie in Gebieten mit Ascheteilchen fliegen wollen oder nicht.
Teile des Luftraums über Grönland wurden gesperrt, so dass Flüge nach Dänemark ausfielen. In Norwegen wurden Ambulanz-Flüge vom Festland nach Spitzbergen ausgesetzt. Island öffnete am Abend zwei seiner internationalen Flughäfen, Akureyri und Egilsstadir, wieder. Der Airport in der Hauptstadt Reykjavik sollte bald folgen, sagte ein Sprecher der isländischen Luftsicherheitsbehörde Isavia.
2010 fielen 100.000 Flüge aus
Vor 14 Monaten hatte der Eyjafjallajökull mit seiner Asche wochenlang den internationalen Flugverkehr gestoppt. 100 000 Flüge fielen laut EU-Behörde in Europa aus, mehr als 10 Millionen Passagiere konnten nicht reisen. Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre – inzwischen gibt es drei Zonen. Allerdings monieren Fluggesellschaften, dass es nach wie vor keinen einheitlichen, absoluten Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.
Der Grímsvötn war am Samstag ausgebrochen, der Vulkan schleuderte seine Asche mehr als 20 Kilometer hoch in die Luft. „Der Ausbruch geht weiter“, sagte der Geophysiker Einar Kjartansson vom Meteorologischen Institut Island. Die Aschesäule über dem Vulkan habe inzwischen eine Höhe von schätzungsweise 10 Kilometern.
Die Asche sei über großen Teilen des Landes heruntergekommen, auch die Hauptstadt Reykjavik sei betroffen, sagte der Geophysiker. Bewohner wurden aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu lassen. Der Grímsvötn war zuletzt 2004 ausgebrochen. Er liegt unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull.
De Maart

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