Montag10. November 2025

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Kam Auftrag für Hariri-Mord aus dem Iran?

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Der Prozess im Mordfall Hariri rückt näher. Bereits kursieren Gerüchte, wer auf der Anklageliste steht. Falls sie zutreffen, werden sie nicht nur den Libanon erschüttern.

Am Montag hat der Chefankläger des UNO-Sondertribunals für den Libanon, Daniel A. Bellemare, seine erste Anklageschrift im Mordfall Rafik Hariri eingereicht. Der damalige libanesische Premierminister war am 14. Februar 2005 in Beirut bei einem Autobombenanschlag ums Leben gekommen. Richter Daniel Fransen prüft nach Angaben des Tribunals nun die Anklage und entscheidet über ihre Zulassung oder Abweisung.

Logo" class="infobox_img" />Die Gerüchteküche kocht: Ist Iran in den Mord am früheren libanesischen Premierminister Rafik Hariri verwickelt? (Foto: AP)

Regierung zerbrochen

Am 12. Januar 2011 war die libanesische Regierung am Rückzug aller Hisbollah-Minister zerbrochen. Zehn Minister der schiitischen Organisation und ihrer politischen Partner sowie ein weiterer hatten ihre Ämter niedergelegt. Die Hisbollah protestierte damit gegen das UNO-Sondertribunal, das den Mord am ehemaligen Premierminister Rafik Hariri aufklären soll. Dessen Sohn Saad Hariri, der die gestürzete Regierung anführte, hatte sich geweigert, die Zusammenarbeit mit dem Tribunal auf Druck der Hisbollah zu beenden. Diese hat jegliche Verwicklung in die Ermordung Hariris abgestritten.

Die Namen der Verdächtigen und die gegen sie vorgebrachten Beweise werden allerdings nur bekannt gegeben, wenn es tatsächlich zu einem Prozess kommt. Eine Entscheidung wird in sechs bis zehn Wochen erwartet – Zeit genug für Gerüchte und Spekulationen, von denen die ersten bereits aufgetaucht sind.

Laut einem Bericht des libanesischen Fernsehsenders „Al-Manar“ wird das UNO-Sondertribunal für den Libanon das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei anklagen, den Befehl für den Mordanschlag gegeben zu haben. „Al-Manar“ will von „unterrichteten Quellen aus dem US-Kongress“ erfahren haben, dass das Weisse Haus die Vorsitzenden von Kongressausschüssen und Verbündete über die Anklageliste und weitere Details des Mordanschlags in Kenntnis gesetzt hat.

Achse Teheran-Damaskus-Beirut

Demnach habe Qassem Suleimani, Chef der iranischen Al-Quds-Einheit, den Mordbefehl Chameneis an Imad Fayiz Mughniyya, den damaligen Sicherheitschef der Hisbollah, überbracht. Al-Quds ist eine Einheit der iranischen Revolutionsgarden für Auslandeinsätze. Mughniyya wurde 2008 ebenfalls bei einem Autobombenanschlag getötet. Laut „Al-Manar“ vermutet das UNO-Sondertribunal, dass Mughniyya die eigentlichen Attentäter ausgesucht hat. Auch der syrische Präsident Baschar Al-Assad sowie der Chef des syrischen Militärgeheimdienstes Assef Schawkat sollen in die Planung involviert gewesen sein.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass im Zusammenhang mit dem Hariri-Attentat zahlreiche Mitglieder der Hisbollah angeklagt werden sollen. Ebenso bekannt ist, dass die militante Gruppierung von Syrien und dem Iran unterstützt wird. „Al-Manar“ nennt als mögliches Motiv, dass die beiden Länder Hariri aufgrund seiner engen Beziehungen zu Saudi-Arabien, Frankreich und den USA als Bedrohung für ihre Interessen im Libanon betrachteten.

All dies ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Hinzu kommt, dass sich um den Verfasser des besagten Berichts einige Ungereimtheiten ranken: Franklin Lamb ist ein amerikanischer Hisbollah-Experte und Buchautor, der in Beirut lebt. Er gilt als sehr kritisch gegenüber Israel und den USA und ist in diesem Zusammenhang schon mehrfach im staatlichen iranischen Fernsehen aufgetreten. „Al-Manar“, wo er regelmäßig seine Einschätzungen über den Nahostkonflikt publiziert, steht der Hisbollah nahe. Dass ausgerechnet deren Hausfernsehen das eigene Mordkomplott publik macht, mutet seltsam an.