Juncker warnt Tsipras vor „Unfall“

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Die EU-Kommission und Griechenland wollen enger zusammenarbeiten, um die Suche nach einer Lösung im Schuldenstreit zu erleichtern.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vereinbarte am Freitag bei einem Besuch des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras in Brüssel eine Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen, wie ein Kommissionssprecher mitteilte. Auf EU-Seite soll die Leitung dieser bereits bestehenden Taskforce nun durch den für den Euro zuständigen Vizekommissionspräsidenten Valdis Dombrovskis übernommen werden. Griechenland will seinerseits selbst eine solche Arbeitsgruppe gründen.

Juncker hatte vor dem Treffen mit Tsipras gesagt, er sei „mit den Entwicklungen der letzten Wochen nicht zufrieden“. Es seien „nicht genug Fortschritte gemacht worden“. Gleichzeitig schloss er einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone kategorisch aus. Trotz der nach außen demonstrierten Harmonie verwies Juncker EU-Kreisen zufolge während des Treffens mit Tsipras darauf, dass die Gefahren für Griechenland weiter groß blieben.

„Streng dich an“

„Juncker hat Tsipras gesagt, dass er sehr besorgt ist und einen Unfall nicht ausschließen kann“, sagte ein EU-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. „Er drängte Tsipras, die Anstrengungen zu verstärken und Äußerungen zu vermeiden, die nur spalten könnten.“

Bundesfinanzminister Wolfang Schäuble (CDU) und sein österreichischer Kollege Hans Jörg Schelling hatten am Donnerstag vor einem ungeplanten Austritt Griechenlands aus der Währungsunion gewarnt.

Vier Monate mehr Zeit

Die Euro-Länder hatten das Hilfsprogramm für das vom Staatsbankrott bedrohte Land Ende Februar um nochmals vier Monate verlängert. Athen muss im Gegenzug bis Ende April ein belastbares Reformprogramm vorlegen, um weitere finanzielle Unterstützung zu erhalten. Doch die Verhandlungen mit der Ende Januar neu gewählten Regierung dazu gestalten sich bisher äußert schwierig.

Tsipras traf am Morgen bereits den Präsidenten des Europaparlaments, Martin Schulz. Schulz sagte, das Parlament könne Griechenland im mittel- und langfristigen Bereich Unterstützung bieten. Er verwies dabei auf EU-Mittel zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Tsipras sagte dazu, er habe bisher 90 Prozent seiner Zeit darauf verwandt, um die kurzfristige Finanzierung mit den Euro-Partnern auszuhandeln. Jetzt sei es an der Zeit, „über die Zukunft nachzudenken“, sagte er. „Und eine Zukunft mit 60 Prozent arbeitslosen jungen Menschen ist keine Zukunft.“