Der 72-Jährige setzte sich erwartungsgemäß in der Bundesversammlung im ersten Wahlgang durch. Gauck war von den Regierungs-Parteien CDU/CSU und FDP ebenso wie von den Oppositionsparteien SPD und Grünen unterstützt worden. Er ist Nachfolger des am 17. Februar vorzeitig zurückgetretenen Präsidenten Christian Wulff.
Die Zeit der DDR war wie kaum eine andere Phase seines Lebens für den Ostdeutschen Joachim Gauck prägend. Der 72-jährige neue Präsident Deutschlands verstand sich deshalb in den letzten Jahren als „Demokratielehrer“. Verantwortung ist sein Thema. Schon vor der Wahl in das höchste Staatsamt war sein Name in Deutschland vor allem mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit verbunden. Am Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde der Bürgerrechtler Bundesbeauftragter für die Unterlagen der früheren DDR-Staatssicherheit (Stasi). Diese Behörde benannte man schon bald inoffiziell nach ihm. Er leitete sie zehn Jahre lang. Zahllose frühere Stasi-Spitzel wurden enttarnt. Die Bürger konnten Einsicht in die Dossiers nehmen, die die Stasi über sie angelegt hatte.
Viele Gegner
Gauck ist 1940 in Rostock an der Ostseeküste zur Welt gekommen. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs verschwand sein Vater für lange Jahre in einem sowjetischen Lager in Sibirien. Gauck studierte Theologie, denn als Sohn eines Vaters, der als Regimegegner galt, hatte er in der DDR keine andere Chance auf Hochschulbildung. Als evangelischer Pastor baute er in einem Rostocker Neubaugebiet eine Kirchengemeinde auf, die junge Leute anzog. Als sich 1989 in der Bevölkerung der Widerstand gegen das kommunistische System formierte, führte Gauck als Sprecher des Neuen Forums die Demonstrationen an. Nach persönlichen Erfahrungen in zwei Diktaturen hat für Gauck die Freiheit einen herausragenden Stellenwert. Das unterstreicht er auch im Titel seines kürzlich erschienenen Buches. „Freiheit, Verantwortung, Toleranz“ – dies mache die Gesellschaft aus, schreibt er darin. Mit seinem Bemühen, DDR-Unrecht aufzuklären, machte sich Gauck vor allem auf der Linken auch viele Gegner.
In seiner Biografie hält Gauck fest, dass er auch bittere Momente hinnehmen musste. Drei seiner vier Kinder reisten zu DDR-Zeiten in den Westen aus. Er sei traurig gewesen, dass sie den Aufbruch nur aus der Ferne erleben konnten. Nach dem Mauerfall trennte sich der Theologe von seiner Frau und fand eine neue Lebenspartnerin aus dem Westen. Er ist aber noch immer mit seiner ersten Ehefrau verheiratet, was nach seiner Nominierung kurzzeitig Diskussionen über seinen Familienstand auslöste.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können