Jedes zehnte Kind wächst in Kriegsgebiet auf

Jedes zehnte Kind wächst in Kriegsgebiet auf
(Manish Swarup)

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Die Zahl der Kinder, die in Konflikt-Gebieten aufwachsen steigt laut Unicef. Das Kinderhilfswerk ruft deshalb zu einem besserem Schutz der Kinder auf.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat Regierungen und Konfliktparteien in aller Welt zum besseren Schutz von Kindern in Kriegsgebieten aufgerufen. Jedes zehnte Kind der Welt wachse derzeit im Krieg auf, schrieb Unicef in seinem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht zur Lage von Kindern in Konfliktgebieten.

Die grundlegenden Rechte von Kindern müssten geachtet werden. Dazu sei eine engere Verknüpfung von Nothilfe mit langfristig angelegter Entwicklungshilfe nötig, erklärte Unicef. Insbesondere müssten betroffene Kinder mehr psychosoziale Betreuung erhalten. „Wir erleben weltweit eine der schlimmsten Phasen von Konflikten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“, erklärte der Unicef-Programmdirektor Ted Chaiban anlässlich der Vorstellung des Berichts „Kinder zwischen den Fronten“. „Es besteht die Gefahr, dass ganze Generationen von Kindern Gewalt und Instabilität als normalen Teil ihres Lebens ansehen, diese Erfahrung darf sich nicht verfestigen, humanitäre Hilfe muss auch langfristige Perspektiven für Kinder und Jugendliche schaffen“, ergänzte er.

Orientierung und Arbeit

Der Unicef-Vorsitzende in Deutschland, Jürgen Heraeus, betonte, dass die Chance zur Rückkehr zu Stabilität und einer friedlichen Entwicklung entscheidend davon abhänge, Heranwachsenden Orientierung und Arbeit zu geben.

Laut dem Unicef-Bericht waren Kinder im vergangenen Jahr weltweit in 23 Konflikten schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Besonders schlimm sei die Lage in Syrien, im Irak, im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik gewesen. Auch in den Palästinensergebieten, in Libyen und im Jemen seien Kinder extremer Gewalt ausgesetzt. Aber auch in dauerhaften Konflikten wie in Afghanistan, in Somalia oder im Sudan bleibe die Lage sehr problematisch. In den Konflikten würden Kinder verletzt, verstümmelt oder getötet. Viele würden entführt, erlitten sexuelle Gewalt oder würden als Kämpfer zwangsrekrutiert.

Unicef warf den Dschihadistengruppen Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien sowie Boko Haram in Nigeria vor, bewusst die Prinzipien des humanitären Völkerrechts zu missachten, um weltweit Aufmerksamkeit zu erlangen. So setzten sie etwa Heranwachsende als Selbstmordattentäter ein.

Unicef kritisierte, dass auch Krankenhäuser und Schulen zunehmend Ziele von Angriffen würden. Dabei spiele Bildung eine besonders wichtige Rolle bei der Suche nach Auswegen aus Konflikten. Das UN-Kinderhilfswerk verwies darauf, dass in etwa der Hälfte der Konflikte binnen fünf Jahren nach ihrem Ende erneut Gewalt aufflamme. Jüngstes Beispiel dafür sei der Südsudan. Kinder könnten in Friedensprozessen eine wichtige Rolle als „Agenten des Wandels“ spielen und müssen daher aktiv einbezogen werden, forderte Unicef.

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