Afghanische Soldaten haben zu Beginn des Abzugs der internationalen Truppen von Unruhe innerhalb der eigenen Reihen berichtet. Man habe „kein sonderlich gutes Gefühl“, sagte ein Soldat am Samstag der Deutschen Presse-Agentur, der in Kabul stationiert ist und namentlich nicht genannt werden wollte. Lediglich die Spezialkräfte seien wirklich in der Lage, das Land zu verteidigen.
Seine Einheit verharre seit der Ankündigung des Abzugs der US- und NATO-Truppen in Schockstarre, sagte der Soldat weiter. Man habe bis zuletzt nicht geglaubt, dass die USA wirklich abziehen würden. Man wisse aber, man müsse für das Land kämpfen – „sei es jetzt mit oder ohne Amerikaner“.
Nun mache sich auch Reue breit, sagte der Soldat. Man habe von den USA in den vergangenen Jahren alles bekommen. „Aber wir konnten es uns nicht zunutze machen“, sagte er. Viel zu viel sei durch Korruption verloren gegangen. Er habe auch Sorge, dass nun Munitions- und Waffenbestände der Armee zunehmend „verschwinden“. Manche Kameraden würden sich offenbar schon auf einen Bürgerkrieg vorbereiten, sagte er.
Ein Bataillonskommandeur erklärte, es fehle vor allem in den ländlichen Gebieten an adäquater Ausrüstung und gut trainierten Soldaten. Wenn eine Truppe, die einen jahrelang mit Logistik, Treibstoff, Fahrzeugen, Waffen, Ausrüstung und Schulungen unterstützt, plötzlich das Land verlasse, habe dies natürlich negative Auswirkungen. Zudem könne ja niemand garantieren, dass nun auch die Taliban keine Unterstützung aus dem Ausland mehr bekämen.
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