Dienstag21. Oktober 2025

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In Richtung Dauer-Schuldenkrise?

In Richtung Dauer-Schuldenkrise?
(dpa)

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Seit Monaten hält die Euro-Schuldenkrise die Währungsgemeinschaft in Atem. Wie die Feuerwehr eilen Politiker von einem Brandherd zum nächsten, um ein Finanz-Inferno zu verhindern.

In der kommenden Woche erkaufen sich die 17 Euro-Länder wohl eine Atempause in ihrem Kriseneinsatz, indem sie ein zweites Rettungspaket für Griechenland auf den Weg bringen – kaum ein Jahr nachdem EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) dem hoch verschuldeten Mittelmeerland ein erstes Hilfsprogramm von 110 Milliarden Euro zugesagt haben.

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Böse Zungen sprechen von Durchwurschteln. Die EU findet lieber große Worte wie „umfassendes Rettungspaket“ – doch eine Lösung scheint damit für viele längst noch nicht in Sicht.

Selbst keine Ahnung

Dafür wächst in vielen nordeuropäischen Ländern der Unmut über das Fass ohne erkennbaren Boden, in dem die Hilfsgelder verschwinden. Ebenso nimmt in Griechenland die Frustration über den Sparzwang zu. Und trotzdem deuten viele Zeichen darauf hin, dass die EU-Politiker selbst wenig Ahnung haben, wie sie das Finale der Euro-Schuldenkrise einläuten könnten.

Kaum jemand versucht überhaupt den Anschein zu erwecken, dass er in dem neuen Hilfsprogramm ein Wundermittel sieht – ein Mittel, das den riesigen Schuldenberg in Griechenland tatsächlich verringern könnte. Da die Athener Regierung entgegen dem ursprünglichen Rettungsplan auf absehbare Zeit wohl doch nicht an die Finanzmärkte zurückkehren kann, gelten weitere Hilfen aus Steuergeldern und drakonische Sparmaßnahmen in Europa und in Washington schlicht als das kleinere Übel.

Keine Garantie geben

„Wir haben keine Garantie, dass die Hilfen in vier Jahren zu Ende sind“, sagte ein Euro-Zonen-Minister, der seinen Namen nicht nennen möchte. Selbst in sieben Jahren könnte damit noch lange nicht Schluss sein. „Für uns Minister ist es aber schlicht weniger gefährlich, ein Hilfspaket vor einem Staatsbankrott zu schnüren als hinterher.“ Doch gleichzeitig werde auf politischer Ebene über die Möglichkeit einer solchen Pleite gar nicht gesprochen, sagte der Minister weiter. Schließlich würde damit eingestanden, dass man da Steuergelder verschwendet hat.

Zusammengenommen machen die Euro-Sorgenkinder Griechenland, Portugal und Irland gerade einmal sechs Prozent der Wirtschaft in der Eurozone aus. Nur Griechenland steht vor dem unmittelbaren Kollaps. Und so vergleicht der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, die Auswirkungen der Griechenland-Krise denn auch mit einer akuten Blinddarmentzündung: Die Erkrankung sei zwar sehr schmerzhaft, bei einer raschen Operation aber in der Regel harmlos. Sollte ein entzündeter Wurmfortsatz allerdings nicht ordentlich behandelt werden und sich die Infektion ausbreiten, kann die Sache tödlich enden.

Schmerzmittel statt Skalpell

Bisher scheint die EU dem Finanz-Patienten eher Schmerzmittel zu verordnen, als bei den wuchernden Schulden zum Skalpell zu greifen. Wenn das zweite Hilfsprogramm ausläuft, werden die Euro-Länder, der IWF und die Europäische Zentralbank (EZB) die Mehrheit der im Umlauf befindlichen Schuldscheine aus Griechenland halten. Dann stehen sie vor der Wahl radikaler Abschreibungen oder irgendeiner Form der Schuldenumlage in der Währungsgemeinschaft.