Montag10. November 2025

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Im Zeichen der Freundschaft

Im Zeichen der Freundschaft
(SIP/Charles Caratini)

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Der erste Tag des offiziellen Besuchs von Großherzog Henri in Vietnam stand ganz im Zeichen von politischen Treffen und gegenseitigen Freundschaftserklärungen.

Gleich am frühen Morgen, bei 30 Grad Hitze, wurde der Großherzog von seinem politischen Homologen und Gastgeber Truong Tan Sang mit allen militärischen Ehren empfangen.
Kurz danach wurde im Beisein des Großherzogs eine Absichtserklärung von der Ministerin für Entwicklungshilfe, Marie-Josée Jacobs, und dem vietnamesischen Minister für Planung und Investitionen, Bui Quang Vinh, unterzeichnet.

Dabei bietet Luxemburg der jungen aufstrebenden Wirtschaftsmacht fachtechnische Hilfe für den Finanzsektor an. Es handelt sich um die Fortsetzung eines Programms, das bereits seit 2000 besteht.
Auf punktuelle Anfragen Vietnams organisiert Luxemburg die gewünschten Ausbildungskurse. Um die Organisation kümmert sich die Luxemburger ATTF („Agence de transfert de technologie financière“). Mehr als 2.500 Personen hätten allein in den letzten zwei Jahren an 127 verschiedenen Seminaren im Vietnam teilgenommen, so das Ministerium.

Luxemburg hilft

Zudem stand für den Großherzog der Besuch eines Krankenhauses auf dem Programm. Innerhalb dieser Institution, die dieses Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hat, befindet sich ein Rehabilitationszentrum für Querschnittsgelähmte. Dieses wird von der vietnamesischen Regierung und der Nichtregierungsorganisation Handicap International (HI) betrieben. Luxemburg hilft bei der Finanzierung. Insgesamt kostet das Projekt 2,5 Millionen Euro.

„Diese Art von Verletzungen hat in den letzten Jahren stark zugelegt“, so HI. „Vor 15 Jahren ist noch jeder mit dem Fahrrad gefahren – da gab es das fast nicht.“ Die Anzahl der neuen Verletzten sei mit 700 bis 1.100 Personen pro Jahr zwar relativ klein, doch die Konsequenzen seien enorm. Oftmals stehe hinter der betroffenen Person eine ganze Familie, der plötzlich ein arbeitendes Mitglied fehle.

„Leben erleichtern“

Beim Rehabilitationszentrum in Hanoi handelt sich um den zweiten von drei Projekt-Teilen, die zum Ziel haben, flächendeckend in ganz Vietnam bei diesen Verletzungen an der Wirbelsäule helfen zu können. Als Pilotprojekt ist wurde es vor acht Jahren in Ho Chi Minh-Stadt in Betrieb genommen. „Damals kamen nur Chirurgen zum Einsatz“, so die Vertreter von HI am gestrigen Montag in Vietnams Hauptstadt.

Das Pilotprojekt habe einen derartigen Zulauf erlebt, dass drei kleinere Institute in ländlichen Gegenden eröffnet wurden. „Seitdem haben wir über 1.000 Patienten behandelt“, so die Vertreter von HI. „Dann wollten die Behörden in Vietnam von uns wissen, was man zusätzlich noch unternehmen kann, um den Betroffenen das Leben zu erleichtern.“
All das in Ho Chi Minh-Stadt gesammelte Wissen wird heute, im zweiten Teil des Projektes, mit berücksichtigt. Die Erfahrungen wurden in Hanoi repliziert, wo nun Mitarbeiter ausgebildet werden, um in neuen ländlichen Zentren zu arbeiten.
Zudem wurden eine psychologische Betreuung und Hilfe für die Familien mit einbezogen. HI versucht, eine bezahlte Arbeit für den Verunglückten oder seine Familie zu finden. Hier wird unter anderem das System der Mikrokredite genutzt.
Ein wichtiger Bestandteil des Rehabilitationszentrum-Projektes ist, dass die Zentren am Ende alleine – ohne ausländische Hilfe – funktionieren können.

Das System

Ähnlich geht das Land beim Aufbau seines Gesundheitssystems vor. „Vor zehn Jahren habe es im Land noch überhaupt keine soziale Absicherung gegeben“, erzählt Philippe Martinez, Direktor von HI Vietnam. Heute jedoch seien bereits 60 Prozent der Bevölkerung abgedeckt – und Ende 2014 sollen es 100 Prozent sein. Für die Armen in der Bevölkerung ist die Basisbehandlung gratis. Finanziert wird das System zum Teil durch Sozialabgaben auf den Gehältern. Das restliche Geld steuern nationale und internationale Spender, etwa Spanien, bei. Langfristig soll das System jedoch ohne Hilfen auskommen, so Martinez. Die Regierung hofft, dass dank Wirtschaftswachstum die Summe der Abgaben steigt.

Auch Außenminister Jean Asselborn hatte gestern mehrere offizielle Unterredungen. So traf er sich mit seinem Homologen Pham Binh Minh, mit dem Premier der sozialistischen Republik, mit dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei sowie mit dem Präsidenten der Nationalversammlung.