Man kennt sie als kämpferische Journalistin mit klaren politischen Positionen. Sie war Korrespondentin in Moskau und Paris, moderierte „Monitor“ und ist nun WDR-Chefredakteurin, doch das Erlebnis, an das sie sich am liebsten erinnert, hat mit keiner dieser Stationen zu tun.
„Als klar war, dass Barack Obama der erste schwarze Präsident der USA werden würde, hatte ich das Glück, in Harlem zu sein. Bis heute kann ich die Gänsehaut hervorrufen, die ich damals dort spürte. Augenzeugin der Geschichte zu sein – unvergesslich.“
Alte Garde der Fernsehjournalisten
Sie gehört noch zur alten Garde der ARD – man kennt sie als kämpferische Journalistin mit klaren politischen Standpunkten, und genauso erlebt man sie auch hinter der Kamera. Auch da übt sie keine vornehme Zurückhaltung, sondern kann sich aufregen – etwa über den Brexit. Ironische Abgeklärtheit ist ihre Sache nicht: „Ich finde die Welt viel zu interessant, um ironisch zu sein.“
Mikich arbeitet seit 30 Jahren für den WDR, doch geboren wurde sie in Oxford, als Tochter einer Deutschen und eines Jugoslawen. „England war meine Kindheit, Englisch meine erste Sprache“, erzählt sie.
Im VW-Bulli durch Russland
Ihre zweite große Liebe war immer das Slawische. „Das kam über die Vaterseite.“ Noch immer schwärmt sie von ihren Reisen als Fernsehreporterin im VW-Bulli durch Russland. „Journalismus hatte für mich immer auch einen Abenteueranteil, und das passte zu mir. Da kamen Mensch und Profession zusammen.“
In Moskau erlebte sie Anfang und Mitte der 90er Jahre den großen Umbruch unter Boris Jelzin. „Eine total beglückende Zeit, weil so viel passierte. Politisch, kulturell, wirtschaftlich – gigantische Veränderungen.“ Auf ihrer zweiten Korrespondentenstelle in Paris war dann weniger los, aber sie hat es sich selbst interessant gemacht: „Ich habe mir meine kleinen Krawall-Ecken gesucht: die Korsen, Bretonen und Basken, die Autonomie suchten, und die Vorstädte.“
Enthüllen – für Demokratie und Transparenz
„Monitor“ war die nächste Station. „War doch auch klasse: Wir gegen die Großen! Enthüllen! Für Demokratie und Transparenz kämpfen und tapfer sein! Ich kann mich wirklich nicht beschweren: Ich habe nur gute Phasen erlebt.“ Jetzt, als Chefredakteurin, will sie dafür sorgen, „dass andere Leute gute Phasen haben und glänzen“.
Dass sie nach ihrer Pensionierung noch viele Filme machen wird, hält sie für unwahrscheinlich. „Es ist ja nicht so, als ob es irre viele Sendeplätze gäbe für alternde Journalisten, die sich nochmal breit machen wollen. Wir haben sehr viele ausgezeichnete Jüngere, die auch einmal eine Chance haben müssen.“
Ihre persönliche Bilanz: „Ich habe das meiste ganz gut gemacht, einiges sehr gut, ein paar Flops hab‘ ich mir verziehen. Ich hab‘ für zwei gelebt.“
De Maart

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