Seit vergangenem Freitag sorgt der LCGB für Schlagzeilen. Zwei ihrer Spitzenleute, Ali Kaes und Marc Spautz, sind freigestellt worden. Wie bei den Staatsbeamten, die ins Parlament gewählt werden, beziehen sie ein Ruhegehalt in Höhe von 66 Prozent des letzten Gehalts. Und das neben ihrem Abgeordnetenmandat.
Die Kürzung bei den Gewerkschaftsfunktionäre ist Teil eines Sparpakets, das die Finanzsituation der Gewerkschaft bis 2015 wieder ins Lot bringen soll. Laut Präsident Robert Weber befinde sich seine Organisation in einer finanziellen Schieflage. Diese wolle man beseitigen. Viele Möglichkeiten gebe es nicht, betonte er: Entweder Beitragserhöhungen oder Sparen. Man habe sich für das Zweite entschieden, so Weber am Montag. Dazu habe das Zentralkomitee der Exekutive im Februar den Auftrag erteilt. Insgesamt beläuft sich der Schuldenstand der Gewerkschaft bei 1,050 Millionen Euro. 400.000 Euro sind Lieferanten geschuldet, insbesondere für Leistungen im Jahr der Sozialwahlen 2008. 500.000 Euro sind als Darlehen zurückzuzahlen. Der Rest sind Verpflichtungen gegenüber einer gewerkschaftseigenen Stiftung.
Dreistufenplan
Laut Generalsekretär Patrick Dury habe man einen Dreistufenplan erarbeitet. So sollen die Einkommen der hauptamtlichen Mitarbeiter weniger schnell steigen. Spareffekt: 60.000 Euro im Jahr. Sparen will man auch, indem Mitarbeiter in Pension geschickt werden. Spareffekt: 1,2 Millionen Euro. Allein durch die neue Vereinbarung mit den zwei Abgeordneten reduziere die Gewerkschaft ihre Ausgaben um rund 125.000 Euro im Jahr, wobei unterm Strich knapp 70.000 Euro weniger ausgegeben werden. Die Lasten seien gerecht verteilt worden, so Dury.
In einer ersten Phase wurde insbesondere im Bereich Informatik gespart. Statt die Dienste von Fremdfirmen in Anspruch zu nehmen, will die Gewerkschaften einen eigenen Informatiker einstellen. Nun soll ein neuer Betriebsprüfer die Konten prüfen und die Buchhaltung kontrollieren, so Weber.
Kein Rücktritt
Einen Rücktritt als Gewerkschaftspräsidenten schloss der CSV-Abgeordnete Weber aus, auch wenn er seinen Beitrag zur Sanierung der Gewerkschaftskassen leiste. Seine Arbeitsbelastung im Parlament sei nicht mit der von Ali Kaes und Marc Spautz vergleichbar, erklärte er seine Entscheidung. Er habe stets betont, dass der Gewerkschafterjob für ihn prioritär sei. Ali Kaes ist noch Bürgermeister von Tandel, Marc Spautz CSV-Generalsekretär. Beide wurden nun freigestellt. Obwohl beide dies so nicht wollten. Von Entlassungen war zu keinem Zeitpunkt die Rede. Gekoppelt ist diese Regelung mit einer Einstellungsgarantie, sollten sie nicht mehr ins Parlament wiedergewählt werden. Die Gewerkschaft riskiert mit dieser Entscheidung einen Prozess vor dem Arbeitsgericht.
Folgen für die Beschäftigungsinitiativen Forum pour l’emploi und Proactif hat die aktuelle Finanzsituation des LCGB keine, betonte Weber. Zwischen Gewerkschaft und Initiativen bestünden nur personelle Verflechtungen keine finanziellen.
Im LCGB-Apparat sind derzeit 54 Personen beschäftigt. Mittelfristig soll diese Zahl auf 45 reduziert werden. Am nächsten Montag soll die LCGB-Belegschaft über den Stand der Dinge informiert werden.
De Maart

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