Hoffen auf Daten aus der Meerestiefe

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Aus knapp 4000 Metern Tiefe wurde der Flugschreiber der 2009 verunglückten Airfrance-Maschine geborgen. Ermittler hoffen nun auf die Aufklärung der mysteriösen Katastrophe.

Was geschah am Pfingstmontag vor zwei Jahren in knapp zwölf Kilometern Höhe über dem Südatlantik? Warum mussten 228 Menschen, darunter auch 28 Deutsche, an Bord einer der modernsten Langstreckenmaschinen der Welt sterben? Auf diese Fragen wird es möglicherweise doch noch eine Antwort geben. Nach knapp zwei Jahren Suche entdeckte ein Expertenteam jetzt den Flugdatenschreiber der abgestürzten Air-France-Maschine auf dem Meeresboden. Das orangene Hightech-Gerät könnte dabei helfen, das Geheimnis der mysteriösen Katastrophe lüften – wenn die Daten denn noch lesbar sind.

Die Flugunfallermittler geben sich optimistisch. Das Gehäuse des aus fast 4000 Metern Tiefe geborgenen Flight Data Recorder (FDR) scheint in einem guten Zustand zu sein. „Unsere Experten haben uns gesagt, dass wir darauf hoffen können, dass die Daten ausgelesen werden können», sagte der Chef der zuständigen französischen Untersuchungsbehörde Jean-Paul Troadec nach Angaben seiner Mitarbeiter. In acht bis zehn Tagen könne der Flugdatenschreiber bereits in Paris sein. „Dieser Unfall ist bis heute unerklärlich“, kommentierte Air-France-Chef Pierre-Henri Gourgeon. Eventuell ließen sich nun endlich die vielen offenen Fragen beantworten.

Fund eine Erlösung

Auch für viele der Hinterbliebenen ist der Fund eine Erlösung. Etliche hatten in der Vergangenheit Zweifel daran, ob die französischen Behörden das Unglück wirklich aufklären wollen. „Da ist eindeutig ein ganzer großer Frust“, hatte Bernd Gans von der deutschen Hinterbliebenenvereinigung HIOP AF 447 noch zum Jahrestag 2010 zu Protokoll gegeben. Bislang ist nur klar, dass mitten in einer Unwetterfront die Geschwindigkeitsmessung des Airbus A330-200 versagte und daraufhin mehrere Geräte ausfielen. Der zunächst lange diskutierte Ausfall der Pitot-Sonden zur Geschwindigkeitsmessung führte nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht allein zu der Katastrophe.

Nach Möglichkeit und wenn die Angehörigen es wollen, sollen in den nächsten Wochen auch auf dem Meeresboden entdeckte Leichen an die Wasseroberfläche geholt werden. Lediglich 50 Opfer wurden direkt nach dem Absturz geborgen und identifiziert – nur ein kleiner Teil der Angehörigen konnte an einem Grab Abschied nehmen. Das Heraufholen der Leichen gilt aber als äußert schwierig. Die Körper wurden zwar durch den enormen Druck in 4000 Metern Tiefe sowie die niedrige Wassertemperatur konserviert. Unklar ist aber, was passiert, wenn sie an die Oberfläche kommen.

30 Millionen für Suchaktion

Die Fluggesellschaft Air France, der Flugzeugbauer Airbus und die französische Regierung haben sich die Suchaktionen bislang rund 30 Millionen Euro kosten lassen. Hinzu kommt der Aufwand für die derzeitige Bergung, der auf fünf bis sechs Millionen Euro beziffert wird. Airbus und Air France beteiligten sich nicht ohne Grund. Ihnen wurde immer wieder eine Mitschuld an der Katastrophe vorgeworfen. Sie erhoffen sich von der Aufklärung eine weiße Weste.

Experten warnen allerdings vor allzu großen Erwartungen. „Bislang hat es noch keinen Fall gegeben, in dem eine Black Box so lange im Salzwasser gelegen hat“, sagte Dieter Ritschel von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig am Montag der dpa. „Salzwasser ist sehr aggressiv“, betonte der Flugschreiberexperte. Noch nicht geborgen ist auch der Stimmenrekorder, der die Gespräche im Cockpit der Unglücksmaschine aufzeichnete.