„Hochwertiges Fleisch“

„Hochwertiges Fleisch“
(EDITPRESS/Anne Lommel)

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In Longsdorf wird durch eine ganzjährige extensive Beweidung ein Naturschutzgebiet entwickelt. Erklärungen.

Etwa 80 Personen, darunter Arbeitsminister Nicolas Schmit und Staatssekretär Camille Gira (Umwelt), fanden sich gestern auf einer Weide hinter dem Restaurant Faust ein, um der Vorstellung des Ourtal-Projektes beizuwohnen. Das Ourtal ist eine sogenannte Natura-2000-Zone, d.h. ein Schutzgebiet von europäischem Interesse.

Jean-Claude Kirpach von der Natur- und Forstverwaltung stellte das Projekt vor, nachdem der Bürgermeister von Tandel, Ali Kaes, es sich nicht nehmen gelassen hatte, hervorzuheben, dass seine Gemeinde bereits die Klimapakt-stärkste Kommune des Landes sei und auch weiterhin viel Wert auf den Umwelt- und Wasserschutz lege.
In einem Naturschutzgebiet könne man nicht auf die konventionelle Landwirtschaft zurückgreifen, erörterte Kirpach dann. Deshalb wählte man eine naturnahe ganzjährige extensive Beweidung auf dem 300 Hektar großen Areal durch robuste Angus-Rinder und Highland-Cattle. Sieben Landwirte stellen einen Teil ihres Geländes für das Projekt zur Verfügung. Auf den betroffenen Weiden wurden insgesamt sechs Unterschlüpfe für die Tiere geschaffen.

Kostensparend

Bei dieser Art der Beweidung wird das Grünland nicht mehr periodisch „aufgebrochen“ und neu angesät. Man verzichtet auch auf Dünger und Pestizide. Drainagen sind ebenfalls nicht vorgesehen. Dadurch könne sich die Vegetation frei entwickeln, so Kirpach. Das sei gut für die Artenvielfalt. Im Winter würden die Rinder das Gras fressen, das sie im Sommer verschmähen. Die Biotope, die entstehen, haben so eine praktische Funktion. Außerdem wird auf diese Art und Weise die „Verbuschung“ der Weiden verhindert, weil die Rinder Sommer wie Winter das Gras fressen und die Biotope nicht zuwachsen können.

Durch die Tritte der Tiere entstehen zudem kleine Bodenverletzungen, in denen sich neue Pflanzenarten ansiedeln. Diese wiederum ziehen verschiedene Vogelarten an. Ein weiterer Vorteil sei, dass etwa 20 Prozent der Fläche Wiesen sind, auf denen das Futter für das Beifüttern im Winter generiert wird. Auch ist das Wasser auf solchen Weiden weniger mit Giftstoffen belastet. Das Ourtal-Projekt vereinige Ökologie, Wirtschaft und Sozialpolitik, erklärte anschließend Staatssekretär Camille Gira. Neben dem Naturschutz habe diese Art der Beweidung den Vorteil, dass weniger Geld in Infrastruktur, Maschinen und die Arbeitsabläufe investiert werde. Die Ausgabenposten Düngemittel und Pestizide fielen ganz weg. Auch würden die Tierarztkosten sinken, weil die Tiere weniger krank seien.

Auch wenn die Produktion kleiner sei, verliere der Landwirt kein Geld, da die Kosten ebenfalls geringer seien und das hochwertige Fleisch der Tiere teurer verkauft werden könne. Bis zu sechs Euro pro Kilo plus Mehrwertsteuer bekomme der Bauer für das Fleisch. Es bestehe auf diese Weise sogar die Möglichkeit, dass er mehr Gewinn mache, so Kirpach.
Die soziale Komponente des Projektes kommt schließlich dadurch zustande, dass Arbeiter der Beschäftigungsinitiative „Forum pour l’emploi“ die 7 mal 15 Meter großen Unterschlüpfe bauten. Somit erfülle das Projekt alle Bedingungen der Nachhaltigkeit, freute sich Gira. Und sein Regierungskollege Nicolas Schmit ergänzte, auf diese Weise würden sogenannte „grüne Jobs“ geschaffen. Es sei auf jeden Fall ein Projekt, das Schule machen soll, waren sich alle Redner einig.