Hassprediger wurde ausgeliefert

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Der radikale muslimische Prediger Abu Hamsa al-Masri und vier weitere Terrorverdächtige haben ihren Kampf gegen eine Auslieferung an die USA verloren. Das höchste britische Zivilgericht entschied am Freitag, die Beschuldigten könnten ausgeliefert werden.

Damit seien die Rechtsmittel der Beschuldigten in dem jahrelangen Verfahren erschöpft, erklärte Richter John Thomas. Großbritannien hat angekündigt, nach einer Entscheidung sofort zu reagieren und die vier abzuschieben.

Al-Masri wird seine Haftstrafe in den USA absitzen. (dpa)

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte kürzlich auch schon eine Berufungsklage der Männer gegen ihre Auslieferung an die USA abgelehnt. Sie hatten erklärt, ihnen drohe bei einer Haft in den USA „Folter und unmenschliche oder erniedrigende Behandlung“, die nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention im Einklang stehe. Das Gericht hatte bereits Anfang April die Auslieferung für rechtens erklärt.

Die USA werfen Al-Masri, der als einer der bekanntesten Extremisten Großbritanniens gilt, vor, 1998 an einer Geiselnahme im Jemen beteiligt gewesen zu sein und zwischen 2000 und 2001 an der Gründung eines Ausbildungslagers für Terroristen im US-Staat Oregon gearbeitet zu haben. Großbritannien stuft Al-Masri als Ägypter ein, er selbst gibt an, die ägyptische Staatsbürgerschaft verloren zu haben. Derzeit sitzt er eine siebenjährige Haftstrafe wegen Volksverhetzung ab.

Moschee wird zu Trainingslager

Al-Masri soll in den 90er-Jahren die Londoner Finsbury-Park-Moschee in ein Trainingslager für radikale Islamisten verwandelt haben. Die Moschee soll einst von Zacarias Moussaoui besucht worden sein, der im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September verurteilt wurde. Auch der sogenannte „Schuhbomber“ Richard Reid, der 2001 versucht hatte, einen Anschlag auf einen Transatlantikflug zu verüben, soll die Kirche aufgesucht haben.

Al-Masris Anwälte hatten vor dem Londoner High Court erklärt, der Gesundheitszustand ihres Mandanten habe sich verschlechtert und er müsse dringend medizinisch versorgt werden. Al-Masri klagt schon seit vier Jahren über schwere gesundheitliche Probleme. Der 54-Jährige hat nur noch ein Auge und hat beide Hände nach eigenen Angaben im Kampf gegen die Sowjets in Afghanistan verloren.

Menschenrechtler äußern bedenken

Zu den weiteren Terrorverdächtigen, deren Auslieferung das britische Gericht gestern zustimmte, zählt der Londoner Computerexperte Babar Ahmad, dem die USA vorwerfen, Internetseiten zur Finanzierung von Terroristen betrieben zu haben. Sein Fall hat bei Anwälten und Menschenrechtsaktivisten Bedenken hervorgerufen. Sie verweisen darauf, dass Ahmads Auslieferung an die USA zugestimmt wurde, obwohl die ihm zur Last gelegten Verbrechen in Großbritannien begangen wurden.

Britische Gerichte hätten jedoch aus Mangel an Beweisen auf eine strafrechtliche Verfolgung Ahmads verzichtet. Der Computerexperte befindet sich seit 2004 ohne Anklage in Haft.

Gleich nach der Urteilsverkündung wurde der Hassprediger an die USA ausgeliefert. Mit ihm wurden in der Nacht zum Samstag vier Gesinnungsgenossen in insgesamt zwei Flugzeugen von einer US-Militärbasis im ostenglischen Suffolk aus in die USA geflogen. Die Maschine mit Abu Hamza an Bord landete am Morgen nach britischen Medienberichten in New York. Die Terrorverdächtigen wurden noch am Samstag einem Richter vorgeführt. US-Medienberichten zufolge schwieg dort der einäugige gebürtige Ägypter mit britischem Pass aber.