Dienstag21. Oktober 2025

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Gülen will „internationale Untersuchung“

Gülen will „internationale Untersuchung“
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Gülen fordert eine "internationale Untersuchung" zum Putschversuch in der Türkei. Sein Gegener Erdogan droht indes mit der Aufkündigung des EU-Flüchtlingspaktes. Er beklagt mangelnde Solidarität der Europäer.

Der islamische Prediger Fethullah Gülen, den Ankara für den gescheiterten Militärputsch verantwortlich macht, hat eine „internationale Untersuchung“ zu dem Umsturzversuch in der Türkei gefordert. Zugleich verurteilte er in einem Beitrag für „Le Monde“ am Freitag die Putschisten als „Eidbrecher“, die die „Einheit und Integrität des Landes erschüttert“ hätten. Präsident Recep Tayyip Erdogan beklagte derweil mangelnde Solidarität der EU nach dem Putschversuch.

Gülen sagte in dem Beitrag für die französische Tageszeitung seine „vollständige Kooperation“ zu, sollte wie gefordert eine „unabhängige internationale Kommission zur Untersuchung zu diesem versuchten Staatsstreich“ eingesetzt werden. „Sollte auch nur ein Zehntel der gegen mich erhobenen Vorwürfe bestätigt werden, verspreche ich, in die Türkei zurückzukehren und die schwerste Strafe auf mich zu nehmen“, schrieb Gülen. „Sollten dagegen Militärs, die sich als Sympathisanten der Hizmet bezeichnen, in diese Verschwörung verwickelt sein, sage ich ohne jedes Bedenken, dass sie Eidbrecher sind, die die Einheit und Integrität des Landes erschüttert haben, und Individuen, die meine Ideale verraten haben“, schrieb Gülen, der bereits am Morgen des 16. Juli den Umsturzversuch scharf verurteilt hatte. „Gott möge sie bestrafen.“

Erdogan fordert Auslieferung

Der türkische Präsident Erdogan sieht seinen einstigen Weggefährten und heutigen Rivalen als Drahtzieher des Umsturzversuchs, bei dem 283 Menschen getötet und mehr als 2.000 weitere verletzt worden waren. Erdogan verlangt daher mit Nachdruck die Auslieferung des 75-jährigen Geistlichen, der seit 1999 im Exil in den USA lebt. Die USA wollen dem Gesuch aber nur nachkommen, wenn Ankara konkrete Beweise präsentiert.

Wegen der repressiven Reaktion Erdogans auf den Putschversuch Mitte Juli hatten sich die Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara zuletzt erheblich eingetrübt. Erdogan beklagte nun einen mangelnden Rückhalt durch die EU. „Gegenüber einem Putschversuch hätte ich mir gewünscht, dass Europa auf der Seite der Türkei steht“, sagte Erdogan in Auszügen eines Interviews mit dem Fernsehsender RTL, die am Freitag ausgestrahlt wurden. Er kritisierte, dass es keine ähnliche Solidarisierung wie nach den Anschlägen von Paris gegeben habe.

Ankara droht

Erdogan drohte erneut mit der Aufkündigung des Flüchtlingspakts mit der EU. Die Türkei werde sich nur an ihre Verpflichtungen halten, wenn die EU die geforderte Visa-Freiheit für türkische Bürger umsetze, sagte der türkische Staatschef auf RTL. Zugleich warf er der EU erneut mangelnde Solidarität nach dem Putschversuch vor. Die EU habe beim Flüchtlingspakt ihre „Versprechen nicht gehalten“, sagte der türkische Staatschef. „Rücknahmeabkommen und Visa-Befreiung, das muss gleichzeitig geschehen. Nur wenn das gleichzeitig geschieht, werden wir damit beginnen.“

Ankara hatte bereits mehrfach gewarnt, das Abkommen platzen zu lassen, falls der Visa-Zwang für Türken nicht abgeschafft wird. Die EU verlangt dafür aber eine Änderung der Anti-Terror-Gesetzgebung. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte derweil, 32 türkische Diplomaten, die nach dem Putschversuch in ihre Heimat zurückberufen worden sind, seien nicht heimgekehrt. Insgesamt seien 208 Karrierediplomaten aus dem Ausland zurück beordert worden. Davon seien 32 nicht zurückgekehrt. Einige von ihnen hätten sich in andere Länder abgesetzt, darunter die USA, sagte Cavusoglu.