Geköpfter war örtlicher Unternehmer

Geköpfter war örtlicher Unternehmer
(AFP/Philippe Desmazes)

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Nach dem Angriff auf eine US-Gasfabrik im Südosten Frankreichs ist die Identität des geköpften Opfers geklärt.

Bei Opfer handle sich um den Chef einer örtlichen Transportfirma, verlautete am Freitag aus Sicherheitskreisen. Der Kopf des Unternehmers war am Eingangstor des Chemieunternehmens Air Products platziert worden, der Rumpf wurde in der Nähe gefunden.

Bei der Attacke hatten zwei Männer ein Auto in das Tor der Fabrik gesteuert, Gaskanister gerammt und dadurch eine Explosion ausgelöst. Mehrere Personen wurden nach Angaben der Regierung festgenommen. Ein Verdächtiger sei bereits ab 2006 wegen mutmaßlicher Verbindungen zu Extremisten beobachtet worden, 2008 sei die Observierung aber beendet worden, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve.

„Gewaltige Explosion“

Knapp ein halbes Jahr nach den Anschlägen auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris ist Frankreich offenbar wieder Ziel von Islamisten geworden. Von einem „terroristischen“ Anschlag spricht sichtlich erschüttert Staatschef François Hollande. Auf grausame Art ist Frankreich wieder vor Augen geführt worden, wie groß die islamistische Gefährdung ist.

Es ist Freitagvormittag, als mindestens ein Angreifer eine Gasfabrik des US-Konzerns Air Products in Saint-Quentin-Fallavier nahe Lyon attackiert. Mit einem Wagen, der offenbar eine Zugangsgenehmigung für die Industrieanlage hat, dringt der Mann auf das Gelände vor und rast in dort abgestellte Gasflaschen. Ein Anwohner spricht von einer „gewaltigen Explosion“. Zwei Menschen erleiden bei der Attacke leichte Verletzungen.

Dschihadistengruppe Islamischer Staat

Vor allem aber entdecken herbeigeeilte Polizisten den enthaupteten Körper eines Mannes – und am Zaun der Industrieanlage befestigt den abgetrennten Kopf des Opfers, eines Unternehmenschefs aus der Region, Ermittlern zufolge ist der Kopf mit arabischen Schriftzeichen bedeckt, am Zaun hängen auch islamistische Fahnen. Das Symbol ist eindeutig: Auch in Syrien und im Irak enthaupten Kämpfer der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) ihre Gegner, um mit der grausamen Tat Angst und Schrecken zu verbreiten.

Der mutmaßliche Angreifer wird wenig später festgenommen – ein Feuerwehrmann überwältigt den Mann „mit viel Mut und Kaltblütigkeit“, wie Innenminister Bernard Cazeneuve sagt. Die Identität des Festgenommenen gibt der Minister schon am Mittag bekannt: Es handelt sich um den 35-jährigen Yassin Salhi, einen Familienvater, der anscheinend im Großraum Lyon lebte.

Mehrere Festnahmen

Den Geheimdiensten ist er wegen einer islamistischen „Radikalisierung“ bekannt: 2006 wird er in eine Liste der Sicherheitsbehörden aufgenommen, zwei Jahre später aber wieder herausgestrichen. Der Mann soll Verbindungen in die Salafisten-Szene haben, vorbestraft ist er dagegen nicht. Doch ganz alleine handelte der Mann vermutlich nicht: Kurz nach dem Anschlag werden mehrere Menschen festgenommen, „die womöglich an diesem Verbrechen beteiligt waren“, sagt Cazeneuve. Mehr will der Innenminister nicht dazu sagen.

Ermittlern zufolge befand sich womöglich ein zweiter Mann im Auto, mit dem der Festgenommene zur Fabrik fuhr. Präsident Hollande befindet sich zum Zeitpunkt des Anschlags gerade in Brüssel, wo die EU-Staats- und Regierungschefs bei einem Gipfel über Sicherheits- und Verteidigungspolitik beraten.

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