Dienstag11. November 2025

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Gaddafi-Getreue nehmen Bani Walid ein

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Obwohl Ex-Diktator Muammar Gaddafi seit drei Monaten tot ist, wird in Libyen weitergekämpft - mit vielen Toten und Verletzten.

Drei Monate nach dem Tod des libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi haben dessen Anhänger die Wüstenstadt Bani Walid unter ihre Kontrolle gebracht. Bei den schweren Gefechten zwischen Gaddafi-Getreuen und ehemaligen Rebellen wurden mindestens fünf Menschen getötet.

Unter den Getöteten sei auch der Kommandant der Brigade, sagte der Beamte M’Barek al-Fotmani, der sich in einem von Gaddafi- Getreuen umzingelten Militärstützpunkt befand, weiter. Zudem seien etwa 30 Ex-Rebellen verletzt worden. Gemäß Augenzeugen wurden bei den Kämpfen auch schwere Panzerabwehrwaffen eingesetzt.

Die Kämpfe hätten am Montagmorgen begonnen, als Gaddafi-Getreue aus Wut über die Festnahme eines ihrer Männer Revolutionskämpfer angegriffen hätten, sagte ein Anwohner, Mussa al-Warfali.

Flagge gehisst

Gemäß Al-Fotmani attackierten die Gaddafi-Anhänger zunächst den Armeestützpunkt. Anschließend gelang es ihnen, die Kontrolle über die Stadt zu gewinnen. Wie der Sprecher des Stadtrats von Bani Walid, Mahmud al-Werfelli, erklärte, hissten Gaddafi-Kämpfer die grüne Flagge aus Gaddafis Regierungszeit.

Nach Angaben eines Sprechers der Kämpfer des Übergangsrats war der Angriff der Anhänger des alten Regimes nicht der erste in Bani Walid. Nach seinen Angaben waren etwa 150 Pro-Gaddafi-Kämpfer am Sturm auf die Stadt beteiligt.

Tripolis entsendet Soldaten

Aus der etwa 150 Kilometer entfernten Hauptstadt Tripolis machten sich Soldaten des Übergangsrats auf den Weg, um Bani Walid zurückzuerobern. Ein Vertreter der Luftwaffe erklärte, es würden auch Kampfflugzeuge entsandt. In der Hauptstadt selbst verstärkten die Sicherheitskräfte ihre Präsenz.

Bani Walid war während des acht Monate dauernden Bürgerkrieges eine der letzten Bastionen Gaddafis. Wenige Tage vor dem Tod des früheren Machthabers Mitte Oktober nahmen Kämpfer des Übergangsrats die Stadt ein.

Warnung vor Bürgerkrieg

Nach Bürgerkrieg und mehr als 40 Jahren Diktatur unter Gaddafi ist Libyen ein gespaltenes Land. Am Wochenende war es auch im ostlibyschen Bengasi, wo der Aufstand gegen Gaddafi begonnen hatte, zu Gewalt gekommen. Demonstranten hatten am Samstag den Sitz des Übergangsrats gestürmt und geplündert.

Hintergrund der Proteste sind Vorwürfe mangelnder Transparenz und Kritik an der Weiterbeschäftigung von Mitgliedern des gestürzten Regimes. Am Sonntag trat dann der besonders kritisierte Vizepräsident des Übergangsrats, Abdel Hafes Ghoga, zurück.

Der Chef des Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, warnte vor neuer Gewalt, sollte das Gremium zurücktreten. „Wir treten nicht zurück, weil dies zu einem Bürgerkrieg führen würde“, sagte Dschalil am Sonntag dem Fernsehsender Libya al-Hurra.

ICC widerspricht Justizminister

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag teilte am Montag mit, dass noch kein Entscheid über den Prozess gegen den Sohn des früheren libyschen Machthabers, Saif al-Islam, getroffen wurde. Es sei noch nicht beschlossen worden, ob das Verfahren in Libyen stattfinden könne.

Damit widersprach der ICC Aussagen von Justizministers Ali Chalifa Schur. Dieser hatte erklärt, der ICC habe dem Antrag Libyens auf einen Prozess in der Heimat des Angeklagten zugestimmt. Saif al- Islam al-Gaddafi werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Er war im November in Libyen festgenommen worden. Droht ihm die Todesstrafe.