Mittwoch29. Oktober 2025

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Für die Moselschleusen geht das Geld aus

Für die Moselschleusen geht das Geld aus
(dpa)

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Jährlich werden 16 Millionen Tonnen Frach auf der Mosel transportiert. Um die Tonnage zu erhöhen, werden seit 2002 für 400 Millionen Euro die Schleusen ausgebaut. Doch jetzt gibt es finanzielle Probleme.

Ein Güterschiff ist kürzlich gegen eines der Tore der Moselschleuse in Zeltingen gestoßen. Noch vor zwei Jahren hätte dies zu einem zeitweiligen Erliegen der Schifffahrt auf dem Fluss geführt, sagt der Chef des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Trier, Joachim Gährs. Doch weil Zeltingen seit 2009 über eine zweite Schleuse verfügt, hielten sich die Folgen in Grenzen.

Der Ausbau
1956 schlossen Frankreich, Deutschland und Luxemburg einen „Internationalen Moselvertrag“. Damit war der Weg frei für die neue Großschifffahrtsstraße. 1958 begann der Moselausbau, 1964 wurde die Wasserstraße bereits für den Verkehr freigegeben.

Knapp 400 der 544 Flusskilometer sind heute schiffbar. 28 Schleusen, davon 14 in Frankreich, sorgen dafür, dass Niedrigwasser verhindert wird.
dapd

2002 war eines der größten Infrastrukturprojekte in Rheinland-Pfalz gestartet. Bis 2030, so der Plan, sollen auf dem am stärksten frequentierten Flussabschnitt zwischen Trier und Koblenz sämtliche Staustufen eine zweite Schleuse erhalten. Betroffen sind neun Anlagen. Zudem ist eine Modernisierung der Schleuse Koblenz geplant. Rund 400 Millionen Euro soll das gesamte Vorhaben kosten.
Laut WSA-Chef Gährs ist diese Maßnahme überfällig. Schließlich würden 16 Millionen Tonnen Fracht auf der Mosel befördert. Jährlich passierten etwa 12.000 Schiffe die Schleusen, die allesamt fast ein halbes Jahrhundert in Betrieb sind. Nur im Frühsommer können während einer Woche Wartungsarbeiten durchgeführt werden, dann wird die Schifffahrt komplett eingestellt.

Millionenverluste

Eine „unverantwortliche Situation“, sagt Gährs. Schon der Ausfall einer Schleuse könne binnen Tagen Millionenverluste nach sich ziehen. Hinzu kommt: Die Kapazitäten sind längst erschöpft. Hatte man beim Ausbau der Mosel in den 1960er Jahren mit zehn Millionen Tonnen Fracht kalkuliert, wurde diese Marke bereits 1987 überschritten. Seinerzeit wurde die Saar, die wenige Kilometer vor Trier in die Mosel mündet, für die Großschifffahrt freigegeben. Manche Güterschiffe müssten aufgrund der Engpässe Wartezeiten von 15 Stunden in Kauf nehmen, sagt Gährs und verweist auf ein weiteres Dilemma: Fahrgastschiffe genießen ein sogenanntes Vorschleusungsrecht. Allein in Zeltingen werden jedes Jahr etwa 5.000 Ausflugsboote und Flusskreuzer geschleust.

Die neuen Schleusenkammern sollen 210 Metern lang sein, 40 Meter länger als die bestehenden. Auf diese Weisen sollen die Engpässe zwischen Trier und Koblenz beseitigt werden. Nachdem Zeltingen über eine zweite Schleuse verfügt und die Arbeiten in Fankel bei Cochem laufen, sollte noch in diesem Jahr der Ausbau an der Staustufe Trier beginnen.

Verzögerung

Doch schon jetzt ist absehbar, dass die zweite Schleuse in Trier nicht, wie geplant, 2014 in Betrieb gehen wird. Weil der Bund bislang nur einen Teil der benötigten Mittel freigegeben habe, könne in diesem Jahr lediglich der Auftrag für den Bau der Vorhäfen der Schleusenkammer vergeben werden, sagt Gährs. Der WSA-Leiter rechnet zwar damit, dass die Arbeiten 2011 starten, doch die Fertigstellung der neuen Schleuse werde sich wahrscheinlich um zwei Jahre verzögern.

Dass es schneller gehen könnte, ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Sollte der Ausbau der Schleusen ursprünglich 2030 abgeschlossen sein, kursiert nun schon das Datum 2036. Der Spielraum für Investitionen in die Wasserstraßen sei inzwischen „deutlich begrenzt“, teilte das deutsche Verkehrsministerium mit. Man wolle natürlich in „vertretbaren Zeiträumen“ bessere Rahmenbedingungen für die Schifffahrt schaffen, sagte eine Ministeriumssprecherin. Aufgrund der dringend notwendigen Haushaltskonsolidierung müsse man sich aber „auf Ersatzinvestitionen alter Anlagen und auf Wasserstraßen mit hoher Verkehrsnachfrage“ konzentrieren. Derzeit werde geprüft, welche Projekte vorrangig realisiert werden. Erst nach Abschluss dieser Prüfung ließen sich „Aussagen zur Finanzierbarkeit der Moselschleusen“ treffen.

„Das ist doch ein Trauerspiel“, kritisiert der Geschäftsführer des Trierer Hafens, Lothar Weis: „Damals hat man nur sechs Jahre gebraucht, um alle Schleusen zu bauen.“