Dienstag28. Oktober 2025

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Frauenfeindliche Rauchzeichen im Iran

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Iranerinnen sollen in Cafés keine Wasserpfeife mehr rauchen und getrennt von den Männern studieren. Präsident Ahmadinedschad versucht, aus der öffentlichen Empörung Kapital zu schlagen.

Frauen in Teheran ist es neuerdings verboten, Restaurants und Cafés zu betreten, die Wasserpfeifen anbieten. Ausgenommen sind offenbar traditionelle Restaurants, die allerdings sicherstellen müssen, dass weibliche Gäste nicht rauchen. Wirte, die Wasserpfeifen anbieten, müssen am Eingang entsprechende Warnungen anbringen und Frauen abweisen. Die Polizei hat bereits erste Razzien durchgeführt und Lokale geschlossen, die sich nicht an die neue Weisung hielten. Im Iran gelten rauchende Frauen in den Augen der religiösen Hardliner als unmoralisch.

Das Thema Geschlechtertrennung in der Öffentlichkeit scheint in den vergangenen Wochen wieder ganz zuoberst auf die Prioritätenliste der iranischen Behörden gerückt zu sein. Nach der Sommerpause sollen die Universitäten Studenten und Studentinnen getrennt unterrichten. Die Geistlichkeit betrachtet gemischte Klassen als Import aus dem Westen und als moralisch verwerflich. In der iranischen Bloggerszene macht inzwischen eine Karte die Runde, die aufzeigt, wo die behördliche Frömmelei dereinst enden wird: In einem Iran mit zwei Provinzen, eine für Frauen und eine für Männer.

Ahmadinedschads Herz für Frauenanliegen

Unterstützung erhält die Jugend von unerwarteter Seite: Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat die Pläne des getrennten Unterrichts als „oberflächlich“ und „unwissenschaftlich“ kritisiert. 2006 wollte er das Stadionverbot für Frauen aufheben, wurde aber von der Geistlichkeit zurückgepfiffen.

Wie aufrichtig Ahmadinedschads Einsatz für Frauenrechte wirklich ist, steht aber auf einem anderen Blatt. Die ehemalige Parlamentsabgeordnete Fatemeh Haghighatjou glaubt, der Präsident wolle in der Öffentlichkeit Punkte sammeln und so seine Position im innerkonservativen Machtkampf verbessern. „Er weiß, dass die Menschen mit dieser Situation unzufrieden sind“, sagte sie laut Radio Free Europe. „Er ist unter Druck und sucht nach Unterstützung im Volk.“

Eine Teheraner Studentin, die anonym bleiben wollte, meinte gegenüber Radio Free Europe: „Sie empfinden Jungen und Mädchen in derselben Klasse als Bedrohung, dabei verkennen sie die wahre Bedrohung für die Gesellschaft: die schlechte Unterrichtsqualität und die vielen jungen Menschen, die das Land verlassen wollen.“ Sie fragt sich, wann die Behörden anfangen, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern.