Frankreich streitet über Schulreform

Frankreich streitet über Schulreform
(AFP)

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Nach den Sommerferien 2016 soll die französische Mittelschule neue Strukturen und neue inhaltliche Programme bekommen. Das geht den Sekundarlehrern gegen den Strich. Sie streiken am Dienstag.

Landesweit gaben Lehrer am Dienstag keinen Unterricht, in Dutzenden Städten waren Demonstrationen geplant. Laut dem Erziehungsministerium beteiligte sich an den öffentlichen Mittelschulen rund jeder vierte Lehrer an dem Streik, eine Gewerkschaft sprach von mehr als jedem Zweiten.

Der Streik ist eine Feuerprobe für die junge Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, die das als politischer Schleudersitz bekannte Amt im vergangenen August angetreten hatte. Die Sozialistin will die französische Mittelschule (Collège) reformieren, eine vierjährige Gesamtschule zwischen Grundschule und Gymnasium. Hintergrund ist das schlechte Abschneiden der Schüler in internationalen Vergleichstests.

Fremdsprachen

Für Ärger sorgen unter anderem Pläne, den Latein- und Griechischunterricht in seiner bisherigen Form abzuschaffen und die Sprachen in interdisziplinären Kursen zu antiken Sprachen und Geschichte der Antike zu unterrichten. Reformiert werden soll auch das Fremdsprachenangebot an den Mittelschulen: Allgemein soll mit der zweiten Fremdsprache ein Jahr früher begonnen werden als bisher, und zwar in der siebten Klasse. Im Gegenzug sollen aber spezielle Sprachenzüge gestrichen werden, in denen zwei Fremdsprachen – häufig Englisch und Deutsch – bereits ab der sechsten Klasse unterrichtet werden.

Die Klassen gelten zwar als Erfolgsmodell, für die sozialistische Regierung profitieren aber mit nur rund 15 Prozent der Schüler zu wenige von dem Angebot. Premierminister Manuel Valls betonte am Dienstag, die Reform werde umgesetzt. „Ich bin zuversichtlich, dass diese Reform wie geplant umgesetzt wird.“ Ein entsprechendes Dekret werde „so schnell wie möglich“ veröffentlicht.

Weitere zentrale Punkte der Reform sind mehr Autonomie für die Collèges, eine Verstärkung der Einzelbetreuung von Schülern und ein Ausbau des interdisziplinären Angebots.