Frankreich hat einen neuen Präsidenten

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(dpa/Francois Mori)

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Als jüngster französischer Präsident aller Zeiten hat Emmanuel Macron sein Amt im Élyséepalast angetreten.

Eine Woche nach seinem Wahlsieg übernahm der 39-Jährige am Sonntag mit einer feierlichen Zeremonie die Aufgaben des Staatschefs.

Der sozialliberale Politiker löste den Sozialisten François Hollande ab, der wegen miserabler Umfragewerte bei der Wahl nicht wieder angetreten war. Nach der Amtseinführung sollte Macron über die Prachtstraße Champs-Élysées zum Grab des Unbekannten Soldaten am Pariser Triumphbogen fahren. Macron hatte sich in der Stichwahl um das Präsidentenamt klar gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durchgesetzt. Die Kandidaten der traditionellen Regierungsparteien, Sozialisten und Konservative, waren bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden.

Mit der Amtseinführung übernimmt Macron das Kommando über die französische Armee und die «force de frappe», die Atombomben. Das Land gilt mit seinen geschätzt rund 300 nuklearen Sprengköpfen als drittgrößte Atommacht der Welt. Mehrere Tausend Soldaten sind im Auslandseinsatz gegen Terrorgruppen in der Sahelzone sowie gegen die Organisation Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

Doch die erste große Entscheidung für Macron dürfte eine innenpolitische Personalie werden: Die Ernennung seines Premierministers. Mit der Bekanntgabe des Namens wird spätestens am Montag gerechnet. Dem Regierungschef kommt eine Schlüsselrolle für den Wahlkampf vor den Parlamentswahlen am 11. und 18. Juni zu. Dabei geht es um die entscheidende Frage, ob die Franzosen ihrem neuen Staatschef auch die nötige Beinfreiheit für sein Reformprogramm geben, mit dem Macron die Wirtschaft ankurbeln und endlich das Dauerproblem der hohen Arbeitslosigkeit lösen will.

Macrons Gegner bringen sich bereits in Position

Er braucht eine Mehrheit oder zumindest die stärkste Fraktion in der Nationalversammlung, ansonsten wird es schwierig für ihn. Seit Tagen wird spekuliert, ob Macron etwa einen gemäßigten Konservativen als Regierungschef verpflichten könnte, was die bürgerliche Rechte bei den Parlamentswahlen schwächen könnte.

Macrons Gegner bringen sich bereits in Position, um seinen sozialliberalen Vorstellungen einen Riegel vorzuschieben. Allen voran die Rechtspopulistin Marine Le Pen und der Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon. Mélenchons Anhänger wollten einen Bruch mit der Marktwirtschaft, meint Politologe Stark. «Und diese Leute muss Macron überzeugen, dass wirtschaftliche Reformen machbar sind ohne zu große soziale Härten.»

Von diesem Sonntag an zählt es für Macron. Und er dürfte hoffen, dass von der Zeremonie bessere Bilder hängen bleiben als bei seinem Vorgänger 2012: Bei Hollande saß die Krawatte schief, nach der Fahrt durch den strömenden Regen kam der neue Präsident klatschnass am Triumphbogen an, und dann wurde sein Flugzeug auf dem Weg nach Berlin auch noch vom Blitz getroffen. Es wirkt im Rückblick geradezu wie ein schlechtes Omen für eine Präsidentschaft, die viele Franzosen jetzt nur allzu gerne abhaken.