François Hollande zieht in Élysée-Palast ein

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(AP)

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Knapp eineinhalb Wochen nach seinem Wahlerfolg übernimmt Frankreichs neuer Präsident François Hollande Dienstag sein Amt im Élysée-Palast. Medienberichten zufolge soll Jean-Marc Ayrault Premierminister werden.

Die erste Auslandsreise führt den sozialistischen Politiker noch am Abend nach Berlin. Dort steht ein erstes Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Programm. Wichtigstes Thema ist die Suche nach einer gemeinsamen Lösung für die Euro-Krise. Beschlüsse werden allerdings keine erwartet.

Der 57-jährige Hollande war am vorvergangenen Sonntag zum Nachfolger des Konservativen Nicolas Sarkozy gewählt worden. Noch vor der Reise nach Berlin will er den neuen Premierminister vorstellen. Jean-Pierre Jouyet, ein enger Freund von François Hollande, hatte in einem Interview auf Radio RTL-Paris erwähnt, dass der Bürgermeister von Nantes, Jean-Marc Ayrault, Premierminister werden sollte. „Der Generalsekretär des Élysée-Palasts sollte eigentlich den Namen des zukünftigen Premierminister bekannt geben“, ärgerte sich daraufhin Ségolène Royal. Die weitere Besetzung des Kabinetts soll erst nach der Rückkehr aus Berlin am Mittwoch bekanntgegeben werden.

Frankreichs Wirtschaft lahmt

Doch bereits vor seinem Amtsantritt muss der neue Präsident Frankreich sich dem Alltagsgeschäft zuwenden. Wie die französische Statistikbehörde Insee am Dienstag mitteilte, hat die französische Wirtschaft zum Jahresanfang nicht an Fahrt aufgenommen. Einer ersten Schätzung zufolge stagnierte das Bruttoinlandsprodukt BIP) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal. Zuvor war bereits die Zentralbank des Landes von einer Stagnation im Auftaktquartal ausgegangen.

Hollande ist in der Geschichte der Fünften Republik seit 1958 erst der zweite Sozialist im Élysée-Palast. Sein linker Vorgänger François Mitterrand regierte von 1981 bis 1995. Seither waren mit Jacques Chirac und Sarkozy Staatschefs aus dem gaullistischen Lager an der Macht.

Ex-Partei-Chef

François Hollande ist langjähriger Vorsitzende des Parti Socialiste (1997-2008). Er hatte sich im Wahlkampf erfolgreich als linke Alternative zum konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy profiliert.

An der Seite seiner zehn Jahre jüngeren Lebensgefährtin, der Journalistin Valérie Trierweiler, wurde der am 12. August 1954 in Rouen/Normandie geborene Arztsohn am Dienstag ins Amt eingeführt. Die zweimal geschiedene Französin bringt drei Kinder mit in die Partnerschaft – Hollande selbst hat vier aus seiner vorherigen Beziehung mit der sozialistischen Spitzenpolitikerin Ségolène Royal.

Seit 1979 in der Partei

Studiert hat Hollande Jura und Politikwissenschaften. Anschließend absolvierte er die Elite-Hochschule Ecole Nationale d’Administration (ENA). Nach dem ENA-Abschluss 1980 war er zunächst am Rechnungshof tätig. In die Sozialistische Partei trat er 1979 ein, schloss sich aber im Richtungsstreit keinem der Flügel an. Im Kampf um ein Mandat für die Nationalversammlung unterlag er 1981 dem späteren Präsidenten Jacques Chirac in dessen Heimat-Departement Corrèze.

Hollande gilt als konsequent und verlässlich, hat einen Hang zur Jovialität und auch einen launigen Humor. Der Präsident aller Franzose wolle er sein, hatte er zum Ende eines monatelangen, kräftezehrenden Wahlkampfes betont. Routine auf dem außenpolitischen Parkett oder Regierungserfahrung fehlen ihm jedoch bisher.