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Fragen und Antworten zum Stresstest

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Die neue europäische Bankenaufsicht (EBA) veröffentlicht am Freitagabend die Ergebnisse des Stresstests von 90 Banken aus 21 Ländern. In Luxemburg wurde die Staatsbank und -sparkasse (BCEE) gestestet.

Wie krisenfest sind Europas wichtige Banken bei großen Kreditausfällen? Aufschluss darüber soll der Stresstest geben, den die Europäische Bankenaufsicht für Banken ausgearbeitet hat. In Luxemburg wurde allein die Staatsbank und -sparkasse BCEE der Prüfung unterzogen. 2010 war es neben der BCEE auch noch die Raiffeisen-Bank. Dass dieses Mal nur die BCEE in Betracht gezogen wurde, unterstreicht die Bedeutung der Staatsbank für Luxemburg und die staatlichen Finanzen. Die Ergebnisse des Stresstests werden am Freitagabend veröffentlicht.

Einige Fragen und Antworten rund um den Stresstest:

Was soll der Stresstest bringen?

Die EBA in London versucht mit dem Test, das in der Finanzkrise großflächig verloren gegangene Vertrauen der Investoren in die Banken wiederherzustellen. Die Institute sollen in der Belastungsprobe unter Beweis stellen, dass sie mit einer erneuten Krise besser fertig würden. Nach Ansicht von Experten müssten mehr Banken durchfallen als 2010, um dem Test Glaubwürdigkeit zu verleihen. Damals hatten nur sieben von 91 Geldhäuser den Test nicht bestanden, darunter die verstaatlichte deutsche Immobilienbank Hypo Real Estate.

Was wird getestet?

Die Banken müssen errechnen, wie sich ihr Kernkapital bei einem erneuten Rückfall in eine Rezession entwickelt. Europa würde danach bis Ende 2012 nicht mehr auf einen Wachstumspfad zurückkehren, das Bruttoinlandsprodukt fiele um vier Prozent schwächer aus als die Experten prognostizieren. Das Szenario ist extrem: Die Europäische Zentralbank (EZB) schätzt die Chancen, dass es eintritt, 2011 auf ein Prozent und 2012 auf vier Prozent. Mit der Rezession verbunden ist eine Verschärfung der europäischen Staatsschuldenkrise, ein Anstieg der Zinsen und ein Verfall der Immobilienpreise – dass das zeitgleich passiert, ist ebenfalls höchst unwahrscheinlich.

Wie hoch ist die Messlatte?

Die harte Kernkapitalquote (Core Tier-1) der Banken darf bis Ende 2012 auch unter extremen Bedingungen nicht auf weniger als fünf Prozent der risikogewichteten Aktiva (RWA) fallen. Das ist eine Verschärfung: Vor einem Jahr mussten sie sechs Prozent Tier-1-Kapital behalten – damals waren Hybridkapital und die Stillen Einlagen aber noch dabei.

Wer fällt durch?

Experten gehen davon aus, dass europaweit bis zu 15 Institute durchfallen. Darunter sind mindestens vier spanische Sparkassen, auch griechische, zwei irische und zwei zyprische Banken sowie die österreichische ÖVAG gelten als gefährdet. Die Ergebnisse der Helaba, einem von 13 deutschen Teilnehmern, werden wegen eines Streits um die Kriterien nicht veröffentlicht. Sie wäre sonst durchgefallen. Die HSH Nordbank und die NordLB dürften nur knapp bestehen. Als einzige Luxemburger Bank wird die „Banque et Caisse d’Épargne de l’État“ (BCEE) getestet. Sorgen brauche sie sich nicht zu machen, so Experten.

Was sind die Folgen?

Die EBA will nicht nur Banken, die im Test durchfallen, sondern auch nur knapp bestehende Institute zu Gegenmaßnahmen zwingen. Sie sollen ihr Kapital aufstocken – entweder über den Markt oder notfalls wieder vom Staat. Durchsetzen sollen das die nationalen Aufseher. Die Regierungen halten Notfallpläne vor.

Warum steht der Stresstest in der Kritik?

Investoren kritisieren, dass der Stresstest die Frage eines Bankrotts eines Euro-Landes wie schon 2010 ausklammert. Das ist eine politische Entscheidung: Für die Europäische Union ist so etwas tabu. Banken kritisieren, dass der Stresstest die Regeln von Basel III vorwegnimmt und sie vorzeitig zur neuen Zusammensetzung ihres Eigenkapitals zwingt – obwohl die Aufseher ihnen dafür mehr als zehn Jahre Zeit geben wollten. Für Unmut sorgte zudem, dass die EBA immer neue Anforderungen stellte und die Kriterien wegen der Schuldenkrise in Griechenland nachträglich verschärfte.

Was wird veröffentlicht?

Ausgehend von der tatsächlichen harten Kernkapitalquote Ende 2010 wird eine Quote für Ende 2012 unter Stress errechnet. Bis Ende April 2011 beschlossene Kapitalmaßnahmen werden dabei noch berücksichtigt. Zudem müssen die Banken erklären, wie sie eine mögliche Kapitallücke schließen würden. Aufschlussreicher für die Investoren sind aber die weiteren umfangreichen Daten auf dem zehn Seiten umfassenden Formular: Dort müssen sie Kredit- und Staatsanleihen-Risiken genau nach Ländern und Laufzeiten aufschlüsseln. Enthalten sind auch hypothetische Gewinnprognosen für 2011 und 2012 auf Basis einer statischen Bilanz – also ohne Maßnahmen zur Reduzierung der Bilanzrisiken.