Dienstag2. Dezember 2025

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Football Hallelujah!

Football Hallelujah!
(Jgarroy)

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Ist Fußball eine Religion? Hat der Sport den gleichen Status im Alltag? Im "Museé d’histoire de la ville de Luxembourg" geht eine neue Ausstellung dieser Frage nach.

Zwei Frauen (!) haben 2014 diese Wanderausstellung kuratiert, die sich mit der Frage beschäftigt: Ist Fußball eine Religion? Film-, Foto-, Video- und andere Exponate haben sie zusammengestellt und in zehn Themen gegliedert.

Und in der Tat: Es ist vergnüglich und nachdenklich stimmend zugleich, mit dem kleinen Headset durch die Ausstellungsarchitektur zu spazieren und nicht nur den Ausführungen zuzuhören, sondern auch die Quizfragen zu beantworten.

Die „Stars“

Gleich die erste Frage „Welcher Bundesligaverein machte Papst Johannes Paul II. zum Ehrenmitglied?“ gibt den Einstieg ins Thema. Wissen Sie es? Bayern München? Schalke 04? 1. FC Köln? Sorry, wir sind hier nicht bei Günter Jauch … Sie, lieber Leser, müssen schon googeln, wenn Sie es nicht wissen.

Fanrummel, das wochenendliche Ritual des Sportplatzbesuchs oder die Hatz auf den neuen „Kicker“ legen eine nahezu religiöse Verehrung des Sports nahe. Sie beginnt bei den „Stars“: Wenn ein Weltstar wie Cristiano Ronaldo das Mikrofon eines Journalisten ins Wasser wirft, hat es fast die gleichen medialen Effekte wie ein Papstbesuch. Letzterer dauert allerdings länger.

Pelé und der „Kaiser“

1970, nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft durch Brasilien, titelte die Sunday Times: „How do you spell Pelé? GOD!“ Auch lenkte keine Geringere als die „Hand Gottes“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 den Ball des argentinischen Nationalspielers Maradonna ins Tor. Ein italienischer Fan und Restaurantbesitzer hat „Diego“ in seiner Gaststätte in Neapel einen Altar gebaut. Eine Replik davon zeigt die Ausstellung.

Der nächste Kandidat ist „Kaiser“ Franz. Obwohl 2014 noch nichts von Beckenbauers gut bezahltem Ehrenamt bekannt war, hat sein in der Vitrine ausgestelltes weißes Trikot mit dem Emblem des Deutschen Fußballbundes einen Fleck … Höhere Macht?
Belege bieten auch die Austragungsorte. Stadien wie das Camp Nou in Barcelona, in dem es übrigens eine Kapelle für Spieler und Trainer zum Beten gibt, oder das Maracana-Stadion in Rio werden oft als „Kathedralen des Sports“ bezeichnet.

Von der Wiege bis zur Bahre

Außerdem begleitet der Verein den echten Fan von der Wiege bis zur Bahre. Ein Anspruch, den gläubige Kirchgänger mit Sicherheit kennen. Überzeugte Anhänger von Borussia Dortmund können in der Vereinsstadt in einem schwarz-gelben Kreissaal entbinden, in Gelsenkirchen-Schalke, Hamburg und Amsterdam gibt es auf den Friedhöfen für die Fans besondere Areale, die mit Blumen in den Vereinsfarben bepflanzt sind.

Das kleinste Ausstellungsstück ist die goldfarbene Pfeife eines Schiedsrichters. Der „Schiri“ pfiff das legendäre Endspiel Deutschland gegen England bei der Weltmeisterschaft 1966 im Londoner Wembley Stadium. Der Mann hieß Gottfried Dienst und das Spiel ist ein Klassiker unter den „schwarzen“ Stunden des deutschen Profi-Fußballs.

Luxemburgische Fans machen mit

Zwei Räume der insgesamt drei Ebenen mit 700 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind dem luxemburgischen Fußball gewidmet. Die beiden Kuratorinnen des luxemburgischen Teils, Gaby Sonnabend und Anne Hoffmann, haben luxemburgische Fans dazu gebracht, vor der Kamera mit ihren Utensilien zu posieren und einen Raum mit ausgewählten Trikots und Pokalen der rund 100 hiesigen Vereine zu bestücken. Die Anordnung ist – natürlich – kreuzförmig. Wie ein Altar mutet auch die Sammlung der Fotos von hiesigen Vereinslokalen an. Farbig und emblemmäßig durchgestaltet, ist man hier „seinem“ Verein noch ein Stückchen näher.

Wenn Sie jetzt noch wissen, in welchem Stadion zum ersten Mal
die weltweit geltende Fußballhymne „You’ll never walk alone“ angestimmt wurde, dann haben sie den zweiten Punkt im Quiz. Bei Vice Sports wird Irving Berlin, Erfinder so berühmter Melodien wie „White Chrismas“ oder „God Bless America“, damit zitiert, dass ihn „You’ll Never Walk Alone“ genauso sehr bewegt habe wie der 23. Psalm im Alten Testament. Der beginnt mit „Der Herr ist mein Hirte, mir wird an nichts fehlen“ … Na bitte.