Fokus auf Südsudan und Zentralafrika

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Die Lage im Südsudan und in Zentralafrika steht im Mittelpunkt des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union diese Woche in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens und Sitz der AU.

Auch der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn ist in Addis Abeba, wo er mit mehreren afrikanischen Außenministern Gespräche führte.

Bei den Treffen mit seinen afrikanischen Kollegen hätten alle den Standpunkt vertreten, dass es von entscheidender Bedeutung gewesen sei, dass Frankreich in Mali eingegriffen habe. Als äußerst positiv eingestuft wurde auch die EU-Mission zur Ausbildung der malischen Polizei. Allerdings habe der malische Außenminister Zahibi Ould Sidi Mohamed sich dafür eingesetzt, dass in Zukunft weniger sogenanntes „peace business“ auf internationaler Ebene erfolgen sollte. Es sei wichtig, alle Treffen in Mali selber stattfinden zu lassen.

Schwieriger Versöhnungsprozess

Die Präsenz von einzelnen Extremistengruppen im Norden des Landes sei zurzeit das wichtigste Problem. Zahibi Ould Sidi Mohamed habe sich aber zuversichtlich gezeigt, dies mit einer besseren Ausbildung der Truppen Malis in den Griff bekommen zu können.

Auf der Ebene der nationalen Aussöhnung zwischen Nord und Süd habe man bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Es gelte nun, den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes anzugehen. Weniger optimistisch zeigten sich Asselborns Gesprächspartner zu den Vorgängen im Südsudan. Zwar sei der aktuelle Waffenstillstand zwischen den Truppen von Präsident Sava Kiir und seinem einstigen Weggefährten Riek Machar generell begrüßt worden. Allerdings halten die meisten diesen für zerbrechlich.

Während der südsudanesische Außenminister Hon Barnaba Marial Benjamin sich zurückhaltend geäußert habe, habe die UN-Sonderbeauftragte für den Südsudan, Hilde Johnson, von Tausenden von Toten während der letzten Auseinandersetzung gesprochen, die eine Aussöhnung schwer mache. Hauptsächlich zwischen den beiden Volksstämmen der Dink, dem Präsident Kiir angehört, und der Nuer, dem sein Kontrahent Machar angehört, komme es immer wieder zu Auseinandersetzungen.

Der Südsudan zählt rund 60 verschiedene Volksstämme. In dem Land, in dem 70 Prozent der Männer und 90 Prozent der Frauen Analphabeten sind, was laut Asselborn auch deutlich macht, wie wenig sich die frühere Kolonialmacht Großbritannien um die Bildung der Menschen kümmerte, leben heute rund 500.000 landesinterne Flüchtlinge.

EU-Missionen begrüßt

Trotz alldem habe sich Außenminister Benjamin zuversichtlich gezeigt, dass man gemeinsam mit dem Hauptvermittler Äthiopien im Rahmen des ostafrikanischen Staatenbündnis IGAD eine dauerhafte friedliche Lösung des Konfliktes angehen könne. Die Lage in Zentralafrika stehe ebenfalls im Mittelpunkt des Gipfels, so Asselborn. Gestern Abend hat der UN-Sicherheitsrat der neuen EU-Mission in dem Lande grünes Licht gegeben. Zwischen 500 und 700 europäische Soldaten sollen in Zentralafrika die französischen und die afrikanischen Truppen unterstützen. Etwa 1.600 französische und 4.400 afrikanische Soldaten sind im Rahmen der afrikanischen Mission MISCA bereits vor Ort.

Ob die Verstärkung reichen wird, ist ungewiss. Seine afrikanischen Gesprächspartner hätten das Eingreifen der EU begrüßt, so Asselborn. Es sei dringend erforderlich, die zentralafrikanischen Truppen auszubilden. Derweil gehe das Töten im Lande weiter. Die Brutalität, mit der sich beide Seiten inzwischen bekämpften, sei, laut Berichten, nicht mehr zu steigern, unterstrich der Luxemburger Außenminister.

Botschaft in Addis Abeba

Die neue Präsidentin Catherine Sampa Panza und ihre neue Regierung stünden vor einer schwierigen Aufgabe.

Luxemburgs Stellenwert in Afrika bewertet Jean Asselborn, der zum sechsten Male beim AU-Gipfel dabei ist, als nicht schlecht. Afrika sei ein Kontinent, mit dem in Zukunft besonders auf wirtschaftlicher Ebene zu rechnen sei, nicht nur in der EU.

Seit Beginn 2012 ist Luxemburg mit einer Botschaft in Addis Abeba vertreten. Botschafter ist Jean-Marc Hoscheit, der auch in Genf tätig ist. Geführt wird die Botschaft, die zugleich für Äthiopien und die Afrikanische Union zuständig ist, von Nadine Feyder mit der Unterstützung von Valérie Heymann.

(Serge Kennerknecht/Tageblatt.lu)