Es bleibt nur noch wenig Zeit

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(dpa/Symbolfoto)

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Ohne sofortiges entschlossenes Handeln droht eine tiefgreifende und irreversible Veränderung des Weltklimas, steht in einem Klima-Synthesebericht. Es gibt auch Kritik.

Ohne sofortiges entschlossenes Handeln droht eine tiefgreifende und irreversible Veränderung des Weltklimas – doch noch sind die Kosten für die Gegenmaßnahmen begrenzt: Dies ist die Kernbotschaft des Abschlussberichts des Weltklimarats IPCC, der am Sonntag in Kopenhagen vorgestellt wurde. Um eine Erwärmung über zwei Grad Celsius zu verhindern, ist demnach eine drastische Reduzierung der Kohlendioxidemissionen in den kommenden Jahrzehnten notwendig. Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre sei auf dem höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren, warnte der IPCC in seinem sogenannten Synthesebericht, der die Ergebnisse der drei vorherigen Teilberichte zusammenfasst.

Der Weltklimarat IPCC
Angesichts der Erderwärmung gründeten zwei UN-Organisationen im Jahr 1988 den Weltklimarat IPCC, der inzwischen fast 200 Mitgliedsländer hat. Er soll aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf Natur und Mensch auswirkt, welche Anpassungsstrategien es gibt und wie er gebremst werden kann.

Das Gremium mit Sitz in Genf forscht nicht selbst, sondern sammelt wissenschaftliche Daten und wertet sie aus. Bislang hat es 1990, 1995, 2001 und 2007 umfassende Berichte erstellt. Am 5. Report, dessen drei Teile 2013 und 2014 veröffentlicht wurden, waren mehr als 3000 Experten beteiligt.

Für seinen Kampf gegen den Klimawandel erhielt der IPCC 2007 den Friedensnobelpreis.

Nach den Erkenntnissen des Expertengremiums hat sich die weltweite Oberflächentemperatur zwischen 1880 und 2012 um 0,85 Grad erhöht, und der Meeresspiegel ist zwischen 1901 und 2010 um 19 Zentimeter gestiegen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel seien klarer denn je zuvor, sagte der IPCC-Vorsitzende Rachendra Pachauri. Es bleibe nur noch wenig Zeit, um die Chance zu nutzen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten. Sollte der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid nicht drastisch reduziert werden, drohe eine Erwärmung um bis zu vier Grad, was die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Stürme, Hitzeperioden und Überschwemmungen zur Folge hätte, warnte der IPCC.

Energieverbrauch reduzieren

Notwendig sei eine Reduzierung des Ausstoßes der Treibhausgase wie Kohlendioxid um 40 bis 70 Prozent zwischen 2010 und 2050 und auf Null bis 2100, erklärte das unabhängige Gremium, das Experten aus 195 Ländern vereint. Dafür müsse von fossilen Energiequellen wie Öl, Gas und Kohle auf Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind und Wasser umgeschwenkt werden und der Energieverbrauch deutlich reduziert werden.

Nach den Berechnungen des IPCC würde das globale Wachstum von den Kosten zur Reduzierung der CO2-Emissionen nicht nicht „stark betroffen“. Selbst „ehrgeizige“ Maßnahmen würden demnach nur jährlich 0,06 Prozentpunkte des weltweiten Konsums im 21. Jahrhundert kosten, wobei mit einem jährlichen Wachstum zwischen 1,6 und drei Prozent gerechnet wird. Sollte dagegen nicht rasch etwas unternommen werden, würden die Kosten stark ansteigen, warnte der Weltklimarat.

Kritik

Der Synthese-Report mit den Kernaussagen des 5. Berichts selbst sei ein „relativ mageres Konstrukt“, sagte WWF-Klima-Experte Stephan Singer der Nachrichtenagentur dpa. Der neue IPCC-Bericht habe aber im Vergleich zu dem von 2007 klargestellt: „Die Klimaveränderung passiert schneller und drastischer als projiziert war – und die Natur ist weniger widerstandsfähig, als man gedacht hat.“

Der Synthesebericht fasst die drei Teilberichte zusammen, die zwischen September 2013 und April 2014 vom IPCC vorgelegt worden waren. Er schließt damit den fünften Sachstandsbericht ab – den ersten umfassenden Bericht zur Klimaveränderung seit 2007. Die Berichte, die von mehr als 800 Experten aus aller Welt auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien erstellt wurden, sollen den Regierungen als Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Klimawandels dienen.

Die Veröffentlichung des Syntheseberichts erfolgte vor einem Treffen kommenden Monat in Lima, das den Weg zu einem neuen verbindlichen Klimaabkommen beim Gipfel in Paris nächstes Jahr ebnen soll. Darin sollen Maßnahmen festgeschrieben werden, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. Die Verhandlungen sind aber seit Jahren festgefahren, da Uneinigkeit besteht, welche Länder wie viel zur Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen sollen.