Sonntag9. November 2025

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„Eine Reihe fataler Fehler“

„Eine Reihe fataler Fehler“
(Tageblatt-Archiv)

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Auch am Dienstag wurden die beiden französischen Flugunfall-Experten zu dem Luxair-Absturz befragt. Beide sprechen von einer Reihe fataler Fehler.

Vincent Favé und Richard Tavernier hatten 2003 und 2009 ein Gutachten über den Fokker-Crash vom 6. November 2002 angefertigt. Ein technischer Defekt schließen beide Experten nach wie vor aus. Ihrer Meinung nach hat die Crew der Unglücksmaschine eine Reihe fataler Fehler begangen. Der Flugzeugabsturz hatte 20 Menschenleben gefordert.

Eingangs fragten die Anwälte des Piloten Claude Poeckes, ob ihr Experte, Claude Guibert nicht später, zwecks neuer Beweisstücke, befragt werden könnte. Der Richter Prosper Klein lehnte dies mit der Begründung ab, dass Guibert lediglich ein Zeuge und kein weiterer Gutachter sei. Der Gutachter der Verteidigung hatte erklärt, dass eine Panne und nicht menschliches Versagen die Unfallursache sei.

Nicht landetauglich

Es sei nicht hinnehmbar, dass der Zeuge Guibert nicht da sei, obwohl er seit Tagen gefragt wurde, sich für eine weitere Aussage bereitzuhalten, monierte die Staatsanwalt. Claude Guibert soll nun am Mittwoch gehört werden.

Einer der Anwälte betonte, dass entgegen der Aussage von Gutachter Favé von Montag sich drei Flugzeuge in der Luft befanden, die ausgerüstet waren, um bei Nebel zu landen. Das hätte die Äußerung der Funksprüche mit dem Tower ergeben. Warum wurde die Fokker vorgezogen?

Ein Warnlicht

Die Fluglotsen hätten die Aufgabe, eine reibungslose Landung zu garantieren, so Favé weiter. Die Reihenfolge werde nach genau festgelegten Kriterien festgelegt. Die Präsenz anderer Flugzeuge ändere nichts an der Tatsache, dass die Fokker als „Kategorie 2-Flugzeug“ nicht landen konnte, weil es nicht dementsprechend ausgerüstet war, betonte der Richter.

Auf Anfrage der Verteidigung erklärte Vincent Favé erneut die Funktionsweise der Propeller. Der Rechtsbeistand des Unglückspiloten versuchte durch das Nicht-Aufleuchten eines Warnlichts seine These einer Panne zu untermauern. Favé gab zu, nicht alles kontrolliert zu haben, betonte aber auch, dass beim Aufleuchten dieses Lichts der Crash schon nicht mehr zu verhindern gewesen sei. Die Fehler seien früher passiert.

Nur qualitativ hochwertige Teile eingebaut

Nach einer kurzen Pause wurde mit der Befragung weiterer Zeugen weitergemacht. Zuerst wurde G.S. angehört. Er war zum Zeitpunkt des Unglücks 2002 verantwortlich für die Beschaffung der Ersatzstücke bei der Luxair. Er erklärte, dass er nie etwas über Probleme bei den Ersatzstücken erfahren habe. Er bestätigte auch, dass beim Unglücksflieger alles in Ordnung war, was die Qualität der Teile betrifft. Reparaturen wurden nur von kompetenten, zertifizietten Firmen gemacht. Alles sei genau dokumentiert worden. Sämtliche reparierte Teile oder Ersatzteile seien nach ihrer Rückkehr genau überprüft worden, bevor die Teile wieder eingebaut wurden. Auch seien ohne Genehmigung keine modifizierten Teile in die Flugzeuge integriert worden.

Zeuge G.S. betonte, dass seine Abteilung nie etwas mit den „Service-bulletins“, die vom Flugzeugbauer herausgegeben wurden, zu tun hatte. Niemand hätte ihn mit etwaigen Verbesserungen des Sicherheitssytems bei den Fokker 50 beauftragt, weder vor, noch nach 1994, als das Problem mit dem Schubhebel bei der Luxair bekannt wurde. Er hätte keine Entscheidungsgewalt gehabt, betonte G.S. weiter. Diese hätte unter anderem bei den Chefingenieuren oder beim technischen Direktor gelegen.

Keine Landeprobleme, wenn Prozeduren eingehalten werden

Als letzter Zeuge wurde am Dienstag M.K. gehört. Er war auch Fokker-Pilot bei der Luxair. Der Mann bestätigte die Aussagen seiner Kollegen, die vor ihm ausgesagt hatten. Der Landeanflug stelle in Luxemburg kein großes Problem dar – wenn man die Prozeduren respektiere, die in den sogenannten „Guidelines“ (Flugbücher) festgehalten sind. Auch bei einer Landung bei schlechtem Wetter und bei Nebel (Kategorie 2), unterstrich auch dieser Luxair-Pilot. Auch eine vorgezogene Landung könne ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden, erklärte M.K. Den Piloten der verunglückten Fokker 50 wird unter anderem vorgeworfen, die Vorschriften nicht eingehalten zu haben.

Am Mittwoch werden noch weitere Zeugen, unter anderem der Verteidigung ihre Aussage machen.