Er ist das, was man gemeinhin als verkrachte Existenz bezeichnet. Der 56-jährige Manssor Arbabsiar wird von Freunden und Nachbarn als hoffnungslos unzuverlässig und inkompetent geschildert. „Seine Socken haben nicht zueinander gepasst. Er hat ständig seine Schlüssel und sein Handy verloren“, sagte sein Freund Tom Hosseini der „New York Times“. In seinen 30 Jahren in Texas hat der gebürtige Iraner Arbabsiar mehrfach als Geschäftsmann Schiffbruch erlitten. Ein ehemaliger Konkurrent bezeichnete ihn als „Taugenichts“.
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Und doch machen die USA diesen Manssor Arbabsiar verantwortlich für die Planung eines Terroranschlags auf den Botschafter Saudi-Arabiens in Washington. Kaum jemand aus seinem Umfeld glaubt, dass er dazu fähig wäre. Tatsächlich flog der amateurhafte Plan mit dem Decknamen „Chevrolet“ prompt auf. Entsprechend schwer tut sich die Regierung Obama mit der Frage, warum die Al-Kuds-Einheit der iranischen Revolutionsgarden ausgerechnet diesen Dilettanten mit einer solch riskanten Operation betrauen sollte.
Die Spur führt nach Teheran
Man habe anfangs selber gezweifelt, dass iranische Regierungskreise hinter dem Plan stecken, räumten US-Regierungsvertreter gegenüber der „Washington Post“ ein. Doch Banküberweisungen und abgehörte Telefongespräche sollen eine eindeutige Verbindung mit der Al-Kuds-Einheit belegen. Man sei überzeugt, dass Kuds-Kommandant Kassim Suleimani und Ajatollah Ali Chamenei, der oberste Führer des Iran, dem die Einheit direkt unterstellt ist, zumindest Bescheid gewusst haben, hieß es aus dem Weißen Haus weiter.
Hier kommt Manssor Arbabsiar ins Spiel. Einer seiner Cousins besetzt laut Anklageschrift einen hohen Posten bei der Elitetruppe. In den letzten zwei Jahren soll Arbabsiar zudem laut seinem Freund Tom Hosseini wiederholt Zeit in seinem Geburtsland Iran verbracht haben und dort zu Geld gekommen sein. Hat sich der notorische Versager aus finanziellen Gründen auf die waghalsige Aktion eingelassen? Möglich wäre es, doch damit ist ein Problem nicht beseitigt: Das stümperhafte Vorgehen entspricht nicht den Standards von Al Kuds.
Inner-iranischer Machtkampf
Auch das Motiv bleibt dubios. Für einen Angriff auf Saudi-Arabien gibt es viel einfachere und eindeutigere Ziele als den Botschafter in Washington – schließlich liegt das Königreich praktisch vor der iranischen Haustür. Auch die USA sind leichter zu treffen. Und eine Operation gegen beide Länder käme aus iranischer Sicht politischem Selbstmord gleich. Das Verhältnis zu Amerikanern wie Saudis befindet sich ohnehin auf einem Tiefpunkt.
Kommentatoren und Analysten vermuten die Hintergründe des eigenartigen Plans im inner-iranischen Machgerangel. Verschiedene Gruppen bekämpfen sich seit Monaten bis aufs Messer. „Ein derart tief gespaltenes Regime ist zu allem fähig“, meinte der „Le Monde“-Kolumnist Alain Frachon gegenüber der „New York Times“. Eine der Gruppen sei vermutlich in der Lage, eine solche Operation zu lancieren, um die anderen zu blamieren.
Annäherung an den Westen sabotieren?
Einige Experten spekulieren laut „Washington Post“, die Revolutionsgarden könnten den „Anschlag“ absichtlich so schludrig geplant haben, damit er von den US-Geheimdiensten aufgedeckt wird. Ziel wäre demnach, jegliche Annäherung Teherans an den Westen und vor allem die USA zu sabotieren. Ultrakonservative Hardliner verdächtigen vor allem Präsident Mahmud Ahmadinedschad derartiger Absichten. Dieser ist in letzter Zeit innenpolitisch stark in die Defensive geraten und könnte einen solchen „Befreiungsschlag“ planen.
Selbst US-Regierungskreise räumen ein, Ahmadinedschad und seine Regierung hätten möglicherweise nichts von der Aktion gewusst. Dennoch bleibt dies pure Spekulation, denn letztlich würden mögliche iranische Komplotteure damit auch einen Militärschlag gegen ihr eigenes Land in Kauf nehmen. Der regimekritische Ökonom und Publizist Saeed Laylaz brachte es gegenüber der „Washington Post“ auf den Punkt: „Wer immer dahinter steckt – ob innerhalb oder außerhalb des Landes – ist entschlossen, eine internationale Front gegen den Iran zu bilden.“
De Maart

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