Donnerstag6. November 2025

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„Ein Sturm im Wasserglas“

„Ein Sturm im Wasserglas“
(Pierre Matge)

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Der Bürgermeister vergaß vor zwei Jahren, den Gemeindeeinnehmer über zwei Buchungseinträge zu informieren. Das Geld und die Quittungen sind aber da. Trotzdem ging die DP auf die Barrikaden.

Die DP aus Differdingen erhob am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen Bürgermeister Roberto Traversini („déi gréng“). Er habe Geld nicht ordnungsgemäß weitergeleitet, so die Liberalen in einer Mitteilung. Laut Informationen, welche die Partei von den Gemeindeautoritäten erhalten hatte, soll Traversini vor ein paar Jahren einen Geldbetrag von einem Beamten bekommen haben. Jedoch anstatt das Geld an den Gemeindeeinnehmer weiterzugeben, habe der Bürgermeister einen Teil der Summe einem anderen Mitarbeiter übergeben.

Auch der restliche Teil der Summe sei erst zweieinhalb Jahre später wieder aufgetaucht, so die DP weiter. Das Geld habe sich im Tresor des Gemeindeeinnehmers befunden. Nun sei der Betrag aber nie in der Gemeindebuchführung aufgetaucht. Falls sich diese Vorwürfe als fundiert herausstellen sollten, forderte die DP, den Punkt „Rapport de vérification des comptes administratifs des exercices 2013 et 2014“ von der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung vom 1. Februar zu nehmen. Die Oppositionspartei forderte außerdem eine lückenlose Aufklärung des Sachverhalts.

„Mea Culpa“ des Ersten Bürgers

Worum geht es? Traversini hatte 2014 Umschläge mit den Einnahmen der „Fête de la musique mit Café Rallye 2014“ (1.985 Euro) und des Multikulturellen Festes (1.110,48 Euro) erhalten und in den Gemeindetresor gelegt, ohne jedoch die zuständigen Gemeindebeamten darüber zu informieren. Folge: Die Beträge wurden nicht abgebucht. Das Geld sowie die dazugehörigen Quittungen waren aber immer vorhanden. Erst als die Abrechnung „Comptes administratif et de gestion de l’exercice 2014“ vorgenommen wurde, bemerkte man, dass die Buchungen fehlten. Beide Beträge werden nun in der Buchführung von diesem Jahr als Einnahmen verbucht, wurde in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch erklärt.

In der Gemeinderatssitzung entschuldigte sich Bürgermeister Traversini für den Fehler. Er nahm seine Beamten in Schutz. Sie hätten sich nichts vorzuwerfen. Der Bürgermeister nahm die alleinige Schuld auf sich. „Ich gebe zu, dass es falsch war, Rechnungen direkt aus der ‚Buvetteskeess‘ zu zahlen. Die Gemeinde muss sie normalerweise via Mandat durch den Gemeindeeinnehmer begleichen, erklärte Traversini. Das sei damals nicht geschehen. „Ich habe wegen dieser Sache zwei Nächte nicht geschlafen“, erklärte Traversini am Mittwoch dem Tageblatt. Man stelle sich bei solchen Geschichten selbst in Frage. Seit diesen Vorfällen seien die Rechnungen aber immer ordnungsgemäß gezahlt und abgebucht worden, betonte der Bürgermeister.

Heftige Kritik an der DP

Die DP gab sich dann auch mit dieser Erklärung zufrieden. Der umstrittene Punkt blieb auf der Tagesordnung. Erstaunlich war dann aber, dass die Liberalen für die Verwaltungsabrechnung aus dem Jahr 2014 stimmten. Die meisten Gemeinderatsmitglieder waren sich dann auch einig, dass die ganze Sache eher „ein Sturm im Wasserglas“ sei, wie KPL-Rat Ali Ruckert es ausdrückte, als ein richtiger Skandal.

Am Mittwochnachmittag erklärte Bürgermeister Traversini der Presse dann noch einmal den Sachverhalt. Er betonte, die Gemeindefinanzen seien transparent, und beklagte sich über den schlechten politischen Stil, den die DP in dieser Angelegenheit an den Tag gelegt habe. Zuerst würde sie auf billige Art und Weise versuchen, Stimmung zu machen, dann aber für die Konten, die angeblich falsch seien, stimmen. Da habe jemand heftige Hassgefühle gegen ihn entwickelt, mutmaßte Traversini. Politik mache man aber durch Argumente und nicht dadurch, dass man Gerüchte in die Welt setze und schlechte Stimmung verbreite. Auch verurteilte er die Art und Weise, wie die DP versucht habe, an Informationen über die Angelegenheit zu gelangen. Einige Beamte seien regelrecht gestalkt worden, andere unter Druck gesetzt worden. Das sei nicht akzeptabel. Die Vorgehensweise der DP werfe außerdem ein schlechtes Licht auf die Gemeindepolitik im Allgemeinen und schüre Zweifel. Und das sei kontraproduktiv, vor allem wenn man junge Leute für die Politik begeistern wolle.