Ein „Stück“ Portugal in Luxemburg

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Tag zwei der Staatsvisite. Nach einem Besuch beim Satellitenbetreiber SES in Betzdorf und nach einem Mittagessen im Schloss Bourglinster besuchte Portugals Präsident den Campus in Esch-Belval.

„Wenn Sie die Portugiesen fragen würden, was Portugal und Luxemburg verbindet, würden die meisten wahrscheinlich die portugiesische Gemeinschaft in Luxemburg sowie deren Nachfahren in Luxemburg (sowie den Fußball) nennen“, sagte Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa am Mittwoch in Luxemburg. „Vielleicht würden sie auch die Wirtschaft und die europäische Berufung beider Länder erwähnen.“

Luxemburg habe seit langer Zeit viele Portugiesen aufgenommen, die sich hier zu Hause fühlten, sich in Luxemburg willkommen sähen und die sich an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes beteiligten, so de Sousa weiter.

Besuch beim Satellitenbetreiber SES

Am Mittwoch, dem zweiten Tag seiner Staatsvisite in Luxemburg, besuchte Portugals Präsident gemeinsam mit Großherzog Henri das Schloss von Betzdorf. Dieses ist auch der Sitz des luxemburgischen Satellitenbetreibers SES. Dort wurden sie von Premier- und Medienminister Xavier Bettel, dem Verwaltungsratspräsidenten von SES, Romain Bausch, den Vizepräsidenten des Verwaltungsrats, François Tesch und Jean-Paul Zens, sowie vom CEO von SES, Karim Michel Sabbagh, empfangen. Nach einer kurzen Vorstellung der Aktivitäten des Satellitenbetreibers wurden die Gäste ins Kontrollzentrum der Satelliten geführt. Im Anschluss konnten sich die portugiesischen Angestellten von SES mit dem Präsidenten ihres Heimatlandes unterhalten.

Ebenfalls in Betzdorf befindet sich das Datacenter EBRC. In Begleitung des Großherzogs, des Premierministers sowie des Generaldirektors der Post Luxembourg, Claude Strasser, wurde de Sousa durch das Datacenter geführt. Das EBRC ist spezialisiert auf Vertrauensdienstleistungen für Kunden unterschiedlicher Bereiche, insbesondere aus dem Banken-, Finanz-, Versicherungs- und E-Kommerzsektor.

Mittagessen im Schloss Bourglinster

Es folgte ein Mittagessen des portugiesischen Präsidenten und des luxemburgischen Premiers im Schloss von Bourglinster, bei dem die Gespräche auf die bilateralen Beziehungen beider Länder gelenkt wurden. Auch aktuelle Entwicklungen in der europäischen und internationalen Politik standen im Fokus.

„Portugal hat seinen Haushalt mit einem Defizit von zwei Prozent ins Gleichgewicht gesetzt. Gleichzeitig haben wir eine wirtschaftliche Entwicklungsstrategie in verschiedenen Bereichen auf die Beine gestellt, darunter in der Forschung, in der Innovation, den neuen Technologien, den erneuerbaren Energien und dem Tourismus“, so Rebelo de Sousa. „Nach meinem ersten Tag der Staatsvisite in Luxemburg bin ich davon überzeugt, dass in all diesen Bereichen Potenzial besteht, Partnerschaften einzugehen, die für beide Seiten nützlich sind.“

Geburtshaus von Robert Schuman

Bettel betonte die europäischen Werte beider Länder und erinnerte an die Wichtigkeit des Zusammenhalts der verbliebenen 27 EU-Staaten. „Es gibt keine nationalen Lösungen, nur europäische.“ Bettel kündigte an, am Nachmittag gemeinsam mit Rebelo de Sousa das Geburtshaus Robert Schumans in Luxemburg-Stadt zu besuchen, das sich unweit der europäischen Institutionen befindet.

Der Luxemburger Premier sprach von der Wichtigkeit der Integration und betonte, dass es falsch sei, „dass wir jemandem etwas aufbürden“. Er stellte klar, dass „wir etwas anbieten“. Das sei ein großer Unterschied. „Wir wollen, dass die Portugiesen in Luxemburg ihre Wurzeln und ihre Verbindungen mit Portugal, ihre Herkunft und ihre Sprache beibehalten, auch in der Schule. Die portugiesische Gemeinschaft in Luxemburg gehört zur Familie. 100.000 Personen portugiesischer Herkunft leben in Luxemburg. Viele junge Portugiesen haben die doppelte Staatsangehörigkeit, nachdem sie die luxemburgische Nationalität angenommen haben“, erinnerte Bettel.

Eurovision und EM gewonnen

„Portugal hat sich sehr angestrengt, um das Defizitziel zu erreichen, das Brüssel vorsieht. Wachstum ist wichtig, aber man darf die soziale Komponente nicht vergessen.“ Portugiesen seien fleißige Menschen, das sehe man hier in Luxemburg. „Ihr habt den Eurovision Song Contest gewonnen und seid Fußball-Europameister. Ich habe gestern dem portugiesischen Premier gesagt, dass ich froh bin, dass er den Präsidenten hierhergeschickt hat, damit ich auch ein Stück dieses Portugals hier habe.“

„Es ist äußerst selten, dass in einem Land ein Sechstel der Bevölkerung aus einer anderen Gemeinschaft stammt, so wie das in Luxemburg der Fall ist“, betonte Rebelo de Sousa. „Man fühlt sich wie ein Luxemburger, man fühlt sich wie ein Portugiese. Ein Teil unseres Volkes ist luxemburgisch, ein Teil eures Volkes ist portugiesisch. Und das merkt man, wenn man in Luxemburg durch die Straßen läuft. Man bemerkt diese ausgezeichnete Integration. Die Portugiesen fühlen sich hier zu Hause.“

Erziehung und Ausbildung

Die bilaterale Kooperation fange mit der Erziehung an, dann folge die Integration ins soziale Leben, so Portugals Präsident. In der Vorschule sei Portugiesisch deshalb auch wichtig für die Kinder. Danach sollte die Sprache eine Option bleiben. In der Ausbildung sei es wichtig, dass Kinder und Jugendliche portugiesischer Abstammung ebenfalls gut qualifiziert werden, um sich später in den luxemburgischen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Am Nachmittag ging es in den Süden des Landes. Dort besuchte der portugiesische Staatschef die „Cité des sciences“ und die Uni.lu auf Esch-Belval.