Dienstag18. November 2025

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„Ein Alptraum“

„Ein Alptraum“
(AFP)

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Droht eine neue Intervention Israels im Gaza-Streifen? Die Sorge in den europäischen Hauptstädten wächst. Auch bei Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn. EU-Vertreter vor Ort berichten über katastrophale Zustände.

Israel rüstet zum Krieg gegen die Palästinenser im Gaza-Streifen auf. Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass bis zu 30.000 Reservisten einberufen werden könnten. Am Freitag wurde mit der Einberufung der ersten 16.000 begonnen. Israel führt seit mehreren Tagen Luftschläge gegen Ziele im Gaza-Streifen durch. Nun bereitet es wohl eine Bodenoffensive vor.

Die Entwicklung ist besorgniserregend, sagte Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn Tageblatt.lu am Freitag. Er kennt die Region. Wer einmal in Gaza war, sich die Situation angeschaut, mit den Menschen dort geredet hat, weiss, dass die Situation in diesem Landstreifen, knapp 310 Quadratkilometer gross, explosiv ist, sagt er. Die fast anderthalb Millionen starke Bevölkerung, insbesondere die jungen Menschen, haben keine Perspektiven, seien frustriert.

Keine Entschuldigung

Das alle könne den Raketenbeschuss Israels aus dem Gaza-Streifen nicht entschuldigen, betont Asselborn. Doch die Reaktion Israels mit seiner ganzen militärschen Macht vorzugehen, sei ebenfalls schwer verständlich. Eine Erklärung für dieses Verhalten sieht Asselborn in den bevorstehenden Wahlen in Israel. Unverständlich, dass Israel sich auf eine erneute militärische Aktion vorbereite. Ob da nicht die Konsequenzen aus dem Krieg von 2008/2009 gezogen worden seien, fragt Asselborn. Damals hatte Israel im Dezember 2008 mit massiven Luftangriffen auf den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen reagiert und rückte im Januar 2009 mit Bodentruppen nach Gaza vor.

Ein militärischer Konflikt um Gaza könnte auch die bereits jetzt schon prekäre Situation in Ägypten weiter destabilisieren, so Asselborn.

Blockade und Schikane

An aktuelle Informationen aus dem Gazastreifen zu kommen ist schwer. Die Grenzen sind dicht, Israel hat alles abgeriegelt. „Wir haben seit 14 Tagen keinen Zugang mehr zu unseren Projekten im Gazastreifen. Wir kommunizieren spärlich via E-Mail und Telefon mit den Menschen im Gazastreifen,“ erklärt ein europäischer Diplomat in Jerusalem gegenüber Tageblatt.lu, der jedoch nicht genannt werden will.

Er ist Projektmanager im Gazastreifen. Frustriert sei er über die aktuelle Lage: „Wir haben es schon nicht leicht, unsere Projekte durchzuführen. Die bürokratischen Hürden im israelischen Sicherheitsapparat sind enorm. Wir sind zahlreichen Restriktionen von Seiten Israels ausgesetzt. Die Behörden spielen auf Zeit und blockieren alles, ob Grenzüberschreitung, Transport von Materialien oder Förderung von Bauprojekten im Gazastreifen.“

Kritische Situation

Der EU-Mitarbeiter spricht dabei von einem Alptraum und erklärt an einem Beispiel: „Wir stehen kurz vor Abschluss der Bauarbeiten an einer neuen Trinkwasseraufbereitungsanlage im Gazastreifen. Unter normalen Bedingungen braucht man für so ein Projekt bis zu drei Jahre. Wir sind seit sieben Jahren im Gange.“

Das israelische Bombardement im Gazastreifen in den vergangenen Tagen habe die ohnehin schon kritische Situation weiter verschärft, unterstreicht der Diplomat. 95 Prozent des Wasser im Gazastreifen sei nicht zum Verzehr geeignet. „Wir müssen uns jetzt auf zahlreiche Notfälle in Gaza einrichten.“ Dabei geht es um zerstörte Trinkwasserleitungen sowie andere sanitäre Probleme. Er moniert, dass immer weniger auf politischen Dialog gesetzt werde. Unser Gesprächspartner wagt keinen Blick in die Zukunft, spricht aber von einer Rückentwicklung der eh schon schlechten Situation im Gazastreifen.