Am Wochenende forderte Bildungsminister Claude Meisch die Grund- und Sekundarschullehrer auf, die Terroranschläge von Paris im Unterricht zu behandeln. Das Tageblatt nahm an einer Schulstunde in der Escher Bruchschule teil.
Es ist kurz nach 14.00 Uhr, für einen Teil der Schüler des Cycle 3.1 und 3.2 steht zum Auftakt des Nachmittags Religion bzw. Moral auf dem Stundenplan. Heute bleiben die 18 Kinder ausnahmsweise zusammen, denn heute wird kein Unterschied zwischen Religion- und Moral-Unterricht gemacht. Das Thema sind die Attentate von Paris, Manon Beissel, normalerweise für den Moral-Unterricht zuständig, und Josiane Becker-Thilmany, Religionslehrerin, machen gemeinsame Sache.
Die Kinder sollen Fragen stellen
Dass es nicht einfach ist, 8- bis 10-Jährigen die schon für so manch Erwachsenen nicht zu begreifenden Geschehnisse von Paris zu erklären, wird bereits nach wenigen Minuten deutlich. „Was für Bilder habt ihr am Wochenende gesehen?“, fragt Joffer Josiane als erstes in die Runde. Sofort heben sich die Hände. Lili antwortet schnell: „Do waren Béiser“, sagt sie. „Mega vill Béiser“ fügt Alessio an.
Die Kinder sollen Fragen stellen. Sie werden nicht sofort beantwortet sondern erst einmal fein säuberlich auf der Tafel notiert. Nach einer guten Viertel Stunde ist diese dann auch so gut wie voll geschrieben. Dazwischen erklären Josiane und Manon immer wieder Begriffe wie Terroristen oder Islamischer Staat. Islamisten und Dschihadisten gehe es einzig und allein um Macht, stellt Joffer Josiane klar. Den Unterschied zwischen Christentum und Islam braucht sie nicht zu erklären, den kennen die Kinder, schließlich sind unter den 18 Schülern der Klasse fünf Moslems.
Viele Fragen
„Was das alles mit den Flüchtlingen zu tun habe“, will derweil Julie wissen. Die Antwort kommt promt: „Die Flüchtlinge laufen genau vor den Leuten weg, die das in Paris gemacht haben. Die Flüchtlinge wollen bei uns in Frieden leben, denn bei ihnen in Syrien erleben sie das, was in Paris geschehen ist, jeden Tag. Deshalb sind sie auf der Flucht, sind also Flüchtlinge.“
Die Tafel mit dem vielen Fragen wird den Lehrstoff der nächsten Wochen bestimmen, sagen Joffer Josiane und Manon uniso. Denn die meisten Fragen der jungen Schüler sind nicht einfach zu beantworten. „Ob die Terroristen auch nach Luxemburg kommen könnten“, will einer wissen. „Töten sie auch Kinder?“, ein anderer. Und schließlich: „Könnte es Krieg geben?“.
Die Schulstunde jedenfalls vergeht wie im Flug. Das Interesse der Schüler ist groß. Sie wollen verstehen, warum Menschen so etwas Schreckliches machen können. Nicht nur sie.
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