Freitag7. November 2025

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Dilma statt Lula

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Dilma Rousseff ist am Samstag zur neuen Präsidentin Brasiliens vereidigt worden. Sie löste den populären Luiz Inácio Lula da Silva ab.

Die 63-jährige Dilma Rousseff legte im Kongress in Brasília gemeinsam mit Vizepräsident Michel Temer den Amtseid auf die Verfassung ab. Rousseff ist die Nachfolgerin von Luiz Inácio Lula da Silva, der nach acht Jahren aus dem Amt schied.

Logo" class="infobox_img" />Nach zwei Amtsperioden durfte er nicht antreten: Ex-Präsident Lula

Rousseff war zuvor begleitet von einer Reitereskorte und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen bei strömendem Regen in einem Rolls- Royce zum Kongressgebäude gefahren.

Historischer Tag in Brasilien

Mit dem Amtsantritt von Dilma Rousseff wird das Riesenland in Südamerika erstmals von einer Frau regiert. Sie übernimmt ein boomendes Land, das zugleich von krassen sozialen Gegensätzen geprägt ist.

Erste Präsidentin in der Geschichte Brasiliens zu sein, dürfte für die 63-jährige Dilma Rousseff wohl die geringste Herausforderung in ihrem neuen Job sein. Die Ökonomin wird in den kommenden vier Jahren an den Erfolgen ihres charismatischen Vorgängers und Ziehvaters Luiz Inácio Lula da Silva gemessen, der mit Rekordsympathiewerten von über 80 Prozent aus dem Amt schied. Das Land boomt. Jetzt geht es darum, das Wachstum zu konsolidieren.

Armut und Misere

Rousseff kennt das Regierungsgeschäft, auch wenn sie bislang vor allem in der zweiten Reihe tätig war. Sie verwaltete den milliardenschweren Fonds des Wachstumsbeschleunigungsprogramms (PAC), aus dem Straßen, Brücken und zahllose soziale Projekte mitfinanziert wurden. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Armut und die Misere in Brasilien auszulöschen. Damit folgt sie dem Kurs ihres Mentors Lula, auf dessen Agenda die Armutsbekämpfung ganz oben stand. Vor allem die Wähler im armen Nordosten des Landes dankten es ihm und seiner Favoritin Rousseff.

Lulas Name wird mit dem Ausbau der „Bolsa Familia“, dem Förderprogramm für Familien, auf immer verbunden sein. Etwa zwölf Millionen Familien kamen in den vergangenen Jahren in den Genuss der „Bolsa Familia“, die umgerechnet im Durchschnitt etwa 40 Euro beträgt. Zwar stammt Rousseff nicht wie Lula aus allerärmsten Verhältnissen, aber die Tochter eines bulgarischen Einwanderes, ist Linkspolitikerin und wie Lula Mitglied der Arbeiterpartei PT. Viele prognostizieren, dass unter ihrer Regierung der Staat eine noch stärkere Rolle in der Wirtschaft spielen wird.

Magischer Moment

Aus Sicht Lulas übernimmt „Dilma“, wie die neue Staatschefin von ihren Landsleuten kurz genannt wird, Brasilien in einem „magischen Moment“. In ihre Amtszeit fällt nicht nur die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 mit ihren Milliarden-Investitionen. Landesweit sind gigantische Projekte wie Wasserkraftwerke und Raffinerien auf den Weg gebracht. Das Land beginnt mit der Ausbeutung von Ölreserven vor der Küste im großen Stil. Die Wirtschaft wird nach Einschätzung von Analysten in den kommenden Jahren durchschnittlich um 4 bis 5 Prozent wachsen.

Ohne Zweifel blieben in der Ära Lula viele Probleme ungelöst. Die Gesundheitsversorgung ist prekär und im Bildungsbereich liegt in den staatlichen Schulen vieles im Argen. Brasilien zählt trotz rückläufiger Tendenz immer noch 14 Millionen Analphabeten. Über die Hälfte aller Haushalte sind nicht an die Kanalisation angeschlossen. Zudem müssen fast 30 Millionen Brasilianer mit weniger als 82 Dollar (61 Euro) im Monat auskommen.

Auto Brasilien

Lula machte sich zum Abschied dennoch keine Sorgen über den weiteren Kurs und seine Nachfolgerin. „Das Brasilien, dass sie (Rousseff) erhält, ist kein Auto in der Parkgarage, sondern eines, das mit 120 Stundenkilometer fährt“, beschrieb er die Startposition für die neuen Präsidentin, deren Amtszeit am Samstag begann. Ob sie das Tempo im „Auto Brasilien“ beibehalten kann, muss abgewartet werden. Brasiliens Straßen sind für ihre Schlaglöcher berüchtigt.