EU-Justizkommissarin Viviane Reding droht mit einer gesetzlichen Vorgabe für eine Frauenquote. Demnach sollen europaweit 40 Prozent aller Aufsichtsräte bis 2020 mit Frauen besetzt sein. Dieses Ziel soll für börsennotierte Konzerne gelten – und zwar für Aufsichtsräte, nicht aber Vorstände. Halten sich die Firmen nicht an die Vorgaben, soll es Strafen geben wie Bußgelder, Entzug staatlicher Subventionen oder Ausschluss von öffentlichen Wettbewerben.
Reding wollte ursprünglich am Dienstag einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. Daraus wurde nichts. Die EU-Kommission habe wegen eines internen Streits die Entscheidung über eine Frauenquote für Europas börsennotierte Unternehmen vertrags, hieß es am Dienstagnachmittag dann. Ob es eine Quote geben wird, soll nun am 14. November entschieden werden. Gescheitert sei der Vorstoß der Justizkommissarin jedoch nicht, heißt es.
Vorreiter Norwegen
Norwegen war Vorreiter bei der Frauenquote. 2005 hat es als erstes Land in Europa eine verpflichtende Quote eingeführt. In den vergangenen sieben Jahren hat sich dort die Zahl der Frauen in den Verwaltungsräten auf 40 Prozent erhöht. Es bestehen immer noch große Unterschiede zwischen den Ländern beim Thema Frauenquote in Leitungsgremien. Laut einer EU-Studie aus dem Jahr 2010 lag der Frauenanteil in Führungspositionen in Luxemburg bei 22 Prozent (EU-Durchschnitt 33 Prozent). In Luxemburgs Bankensektor besetzen 1.929 Frauen und 5.220 Männer, also knapp 27 Prozent, einen Führungsposten, so die Bankengewerkschaft Aleba.
Der Luxemburger Unternehmensverband UEL setzt auf Selbstregulierung und Sensibilisierung“. Das System der Selbstregelung in den Betrieben ist ein Weg, den man einschlagen sollte, um den Zugang für Frauen zu Führungspositionen zu erleichtern“, so die UEL bereits im Mai dieses Jahres.
Bei der „Selbstregulierung“ wird das Problem, also zu wenig Frauen in gehobener Führungsposition, im Betrieb selbst angesprochen und es werden frühzeitig Maßnahmen eingeleitet. Sensibilisierung steht hier im Vordergrund. Laut UEL wird diese Vorgehensweise bereits in Ausland und teilweise in luxemburgischen Wirtschafstkreisen angewendet.
Die UEL ist der Auffassung, dass eine Frauenquote kontraproduktiv ist. Mit ihr würde man Betriebe nur etwas aufzwingen. Durch die Bevorzugung des weiblichen Geschlechts laufe man Gefahr, Frauen einzustellen die nicht kompetent genug seien für einen Führungsposten. Laut UEL sollte man Frauen weltweit privilegieren und sie auch für einen Führungsposten nominieren aber nur aufgrund ihrer Kapizitäten und nicht ihres Geschlechts.
Drittletzte
Sind es in Finnland 27 Prozent Frauenanteil in börsennotieren Unternehmen, liegt Luxemburg derzeit mit gerade mal 6 Prozent an drittletzter Stelle vor Malta und Zypern. In Industriebetrieben liegt laut EU-Studie aus dem Jahr 2010 der Frauenanteil bei 20 Prozent, doch nur 15 Prozent der Führungskräfte sind weiblich. Im Jahr 2000 waren es noch 18 Prozent. Seit 2006 ist in unserer Verfassung festgelegt, dass Frauen und Männer gleichgestellt sind. Zudem ist der Staat verpflichtet, Hindernisse im Bereich der Gleichstellung von Frauen und Männern zu beseitigen.
In Luxemburg gibt es noch kein Gesetz über eine Frauenquote am Arbeitsplatz. Gleichstellungsministerin Françoise Hetto-Gaasch (CSV) will nach eigener Aussage den Betrieben und Unternehmen bis 2014 Zeit lassen. Sie sollen sich selbst für eine Erhöhung des Frauenanteils einsetzen. Passiert in den kommenden Monaten nichts, soll ein Gesetz folgen, droht die Ministerin.
Vorbild Frankreich
Der Frauenanteil nimmt in den 27 EU-Ländern langsam, aber nahezu stetig zu. Seit 2003 steigt die Quote im Schnitt jährlich um 0,6 Prozentpunkte. In den vergangenen beiden Jahren beschleunigte sich die Entwicklung etwas. Ausreißer ist Frankreich: Der Anteil an weiblichen Führungskräften stieg innerhalb von 15 Monaten von 12,3 auf 22,3 Prozent. Per Gesetz von 2010 müssen hier bis 2017 mindestens 40 Prozent der Posten in Führungsgremien weiblich besetzt sein.
De Maart

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