Vier von fünf Flüchtlingen weltweit leben in Entwicklungsländern. Doch obwohl gerade die ärmsten Länder besonders viele Flüchtlinge aufgenommen haben, nehmen Vorbehalte gegen Migranten in reichen Industriestaaten deutlich zu. Das sind Kernaussagen des Jahresberichts „Global Trends 2010“, den das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) an diesem Montag aus Anlass des Weltflüchtlingstages in Rom vorstellt.
Danach lebten die meisten Flüchtlinge im vergangenen Jahr in Syrien, dem Iran und Pakistan – jeweils von einer bis knapp zwei Millionen Menschen. UN-Flüchtlingskommissar António Guterres erläutert den Bericht in Italien, das seit Jahresbeginn Anlaufpunkt für zehntausende Flüchtlinge ist.
„Übertriebene Ängste“
„Ängste vor angeblichen Massenbewegungen sind massiv übertrieben oder fälschlicherweise mit Fragen der Migration verknüpft“, sagte Guterres laut einer Mitteilung. Er warnte vor schweren Fehleinschätzungen über Flüchtlingsbewegungen, „während die übrigen ärmeren Länder die Belastungen tragen“.
Etwa 43,7 Millionen Menschen waren dem Bericht der Genfer UN-Organisation zufolge 2010 auf der Flucht, was der Bevölkerung von Kolumbien oder Südkorea entspricht. Zum Vergleich: Bei Gründung des UNHCR vor 60 Jahren kümmerte sich die Organisation um 2,1 Millionen Europäer, die der Zweite Weltkrieg entwurzelt hatte.
27,5 Millionen heimatlos im eigenen Land
Unterschieden wird heute etwa zwischen den 15,4 Millionen Flüchtlingen und den 27,5 Millionen Menschen, die durch Konflikte heimatlos in ihrem eigenen Land sind. Das ist die höchste Zahl sogenannter Binnenvertriebener seit einem Jahrzehnt. Hinzu kommen die registrierten Asylsuchenden. Nur knapp 200 000 Menschen konnten in ihre Heimat zurückkehren. Das war die niedrigste Zahl seit 1990.
Der Jahresbericht deckt nicht die Fluchtbewegungen diesen Jahres etwa aus Libyen, Elfenbeinküste oder auch Syrien ab.
Problem Langzeit-Flüchtlinge
Guterres betonte das besondere Problem der Langzeit-Flüchtlinge, die fünf Jahre oder länger im Exil leben müssten. Das waren im vergangenen Jahr unter UNHCR-Mandat 7,2 Millionen Menschen – so viele wie zehn Jahre lang nicht mehr.
„Die Welt lässt diese Menschen im Stich, das Leben der Betroffenen endet für unbestimmte Zeit in der Warteschleife“, mahnte Guterres. Die Industrieländer müssten sich damit befassen, denn mehr Belastungen könnten die Entwicklungsländer nicht tragen.
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