„Die ADEM wird nie zu Ende reformiert sein“

„Die ADEM wird nie zu Ende reformiert sein“
(Pierre Matge)

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Seit mehr als zwei Jahren sind die Arbeitslosenzahlen in Luxemburg rückläufig. Für die ADEM und Arbeitsminister Nicolas Schmit liegt das nicht nur an der guten Konjunktur.

Die Arbeitslosenquote in Luxemburg liegt mittlerweile bei sechs Prozent. Seit 27 Monaten ist sie rückläufig. Für die ADEM und ihre Direktorin Isabelle Schlesser, die am Donnerstag den Jahresbericht vorstellte, ist das kein Zufall. Das luxemburgische Arbeitsamt wurde vor etwa vier Jahren reformiert. Seitdem fährt sie ganz neue Strategien. Das erste Zauberwort der ADEM: „personalisierte Betreuung“.

Der Preis der Arbeitslosigkeit

Im letzen Jahr betrug die Höhe des ausgezahlten Arbeitslosengeld 228 Millionen Euro. 9 Millionen weniger als noch im Jahr zuvor und 33 Millionen weniger als 2014.

Das Ziel ist es, die Arbeitssuchenden so gut wie möglich zu verstehen, um ihnen so schnell wie möglich helfen zu können. Fast ein Drittel der Menschen, die bei der ADEM eingeschrieben sind, werden intensiver begleitet. Neben dem Betreuer werden diese Arbeitssuchenden unter anderem von Psychologen und Erziehern unterstützt.

Profile und Weiterbildungen

Zuallererst werden die Arbeitssuchenden durchleuchtet. Die ADEM versucht herauszufinden, was sie können und in welchem Arbeitsbereich sie sich sehen würden. Sind sie dann schlussendlich bereit, wechseln sie in die normale Betreuung und werden ab dann von einem der über 300 Jobexperten begleitet, damit sie schnellstmöglich eine Arbeit finden. Die ADEM benutzt hierfür eine ganze Reihe von Werkzeugen.

Man will die Arbeitssuchenden so schnell wie möglich an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Beispielsweise durch „Speed Dating“ zwischen den Unternehmen und den Arbeitssuchenden. Klappt das nicht, werden die Menschen in Ausbildungen oder Weiterbildungen geschickt. Diese können eher genereller sein, sind aber teilweise auch sehr spezifisch. Der Großhändler „La Provençale“ suchte zum Beispiel Metzger. Da sie keine fand, schickte die ADEM der Firma Arbeitssuchende, die intern zu Metzgern ausgebildet und gleich vom Unternehmen übernommen wurden.

Langzeitarbeitslose bereiten Probleme

Aber: Eines der größten Probleme sind die Langzeitarbeitslosen. Die Menschen, die seit einem Jahr oder länger nach einer Arbeit suchen, machen fast die Hälfte aller Arbeitssuchenden in Luxemburg aus. Die weniger Qualifizierten ihrerseits machen mehr als die Hälfte aus. Laut Schlesser liegt das an der Entwicklung des luxemburgischen Arbeitsmarkts: Er wird immer spezialisierter und es werden immer qualifiziertere Arbeitskräfte gebraucht.

Auch Menschen mit Behinderungen sind schwer zu platzieren. Die ADEM versucht diesem Umstand durch spezialisierte Betreuung entgegenzusteuern. 52 behinderte Menschen sind im vergangenen Jahr beim Staat eingestellt worden, der sich engagiert, eine gewisse Quote an Arbeitsplätzen für Behinderte freizuhalten.

Schmit spricht von einer Revolution

Für Arbeitsminister Nicolas Schmit (LSAP) sind die Zahlen ein Erfolg. Er gab zu, dass die gute Konjunktur mit zu der niedrigen Arbeitslosenquote beiträgt, lobte aber vor allem die Entwicklung der ADEM seit der Reform vor etwa vier Jahren. „Was wir hier sehen, ist eine Revolution.“ Die ADEM von heute habe nichts mit der ADEM von damals zu tun, sagt der Minister. „Heute muss keiner sich mehr schämen, wenn er sagt, dass er bei der ADEM arbeitet.“

Er ging auch noch einmal kurz auf ein Pilotprojekt im Süden ein, das in Kürze starten soll. Langzeitarbeitslose sollen bei den verschiedenen Gemeinden arbeiten und so in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Weitere Details wollte er aber nicht preisgeben. Die guten Zahlen des letzten Jahres sollen aber auf keinen Fall bedeuten, dass die Reformen damit beendet sind: „Wer denkt, dass wir nun angekommen sind, dem werde ich sagen: Die ADEM wird nie zu Ende reformiert sein.“