Als ein Wirtschaftsmodell, in dem der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht, könnte man Solidarwirtschaft definieren. Bis dato gibt es in Luxemburg nicht die Solidarwirtschaft, sondern viele einzelne Akteure, die jeder für sich Dienste anbieten, bei denen die Bedürfnisse der Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Als Beispiel kann man die Nachbarschafts-Hilfsdienste nennen.
Eine Koordination gab es bis vor zwei Jahren nicht. 2009 wurde zum ersten Mal ein Ministerium für Solidarwirtschaft eingeführt, mit dem Ziel, die Solidarwirtschaft zu fördern. Fast genau vor einem Jahr hatte Romain Schneider anlässlich einer Pressekonferenz den nationalen Entwicklungsplan angekündigt und Wort gehalten. Die Vision des vorgestellten Plans sei es, der Solidarwirtschaft den Stellenwert in der Gesellschaft zu geben, den sie verdient, erklärte Paulette Lenert aus dem Wirtschaftsministerium, in dessen Verantwortung sich die Solidarwirtschaft befindet. Der Aktionsplan soll zuerst das Wissen um die Solidarwirtschaft erweitern, um sie so besser in die klassische Wirtschaft integrieren zu können. Aufklärungsarbeit müsse z.B. bei den Gemeinden erfolgen, die der Minister als besonders wichtige Partner sieht.
Unlautere Konkurrenz
Diese Sensibilisierung geschieht über Broschüren, eine Fotoausstellung und eine Konferenz Ende 2012. Alle Akteure der Solidarwirtschaft sollen zudem in einer Struktur vereint werden, um so nach außen hin geeint aufzutreten und die Zusammenarbeit zu fördern. Ein Komitee, das die Arbeiten koordiniert, ist mittlerweile schon fünf Mal zusammengekommen. Ziel ist es, die Rahmenstruktur einer föderativen Plattform auszuarbeiten. Eine dritte Stufe des Aktionsplans beschäftigt sich mit der Beratung derer, die in der Solidarwirtschaft aktiv sind oder es werden wollen.
Da aus der Privatwirtschaft regelmäßig Klagen über unlautere Konkurrenz von Seiten der Solidarwirtschaft und der Beschäftigungsinitiativen im Allgemeinen zu hören sind, soll auch eine Art Schiedsstelle geschaffen werden. Diese soll die Klagen analysieren und helfen, zwischen den Kontrahenten zu vermitteln. Probleme hat die Privatwirtschaft vor allem damit, dass Solidarwirtschaft zum großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird. Eines der Ziele müsse es auch sein, die solidarwirtschaftlichen Unternehmen auf eigene finanzielle Beine zu stellen. Was aber unter anderem hierfür fehlt, ist der gesetzliche Rahmen, der aber noch kommen soll. Ebenso ungeduldig wartet der Sektor auf die Umsetzung des Rahmengesetzes für die Beschäftigungsinitiativen.
Im Anschluss an die Vorstellung fanden Rundtischgespräche statt, bei denen Vertreter aus In- und Ausland von ihren Erfahrungen berichteten. Neben positiven Berichten gab es auch Kritik. Claude Haas von der hiesigen Universität meinte, es genüge nicht, Strukturen zu schaffen; sie müssten auch die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt bekommen.
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