„De Sheriff vun der Grenz“

„De Sheriff vun der Grenz“
(Tageblatt-Archiv)

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Ex-"Brigade Mobile"-Mitglied André Steffen fährt schwere Geschütze gegen Bommeleeër-Ermittler Carlo Klein auf. Es geht um Sauforgien, Vergewaltigungen, verschwundene Protokolle sowie Eifersüchteleien innerhalb der Polizei.

„Ich finde es eine Sauerei, dass ein freiwilliger Zeuge, welcher noch nicht vor Gericht ausgesagt hat von einem Ermittler der selbst das ‚Fell voller Flöhe‘ hat und bekannt für seine ‚Kuhhändel‘ ist, solche Aussagen in der Öffentlichkeit gegen Zeugen machen darf“, erklärt der wütende Ex-Polizist André Steffen am Dienstag gegenüber Tageblatt.lu. Ermittler Carlo Klein war am Montag in seinen Ausführungen auf Steffen eingegangen.

Der ehemalige Drogenermittler und Ex-Mitglied der „Brigade Mobile“ Steffen wurde damals wegen versuchten Drogenhandels verurteilt. Er wurde aus dem Polizeidienst entlassen. Gegenüber Tageblatt.lu spricht er von einer Intrige. Hintergrund seien unter anderem Ermittlungen gegen Polizisten in Esch/Alzette, welche damals eine Prostituierte vergewaltigt haben sollen sowie Bestechungsgelder und Waffenhandel in einer Disco. Ermittlungen liefen dabei unter anderem gegen Polizist Romain Wünsch auch genannt „De Sheriff vun der Grenz“. Einer der Ermittler damals war Carlo Klein.

Nettgen und Klein

André Steffen wollte nach eigener Aussage weiterermitteln, obwohl Direktor Romain Nettgen dies verweigerte. Zwischen dem heutigen Polizeichef Nettgen und André Steffen soll es über die Jahre immer wieder zu beruflichen Konflikten gekommen sein.

Ex-Polizist Steffen hatte nach eigener Aussage damals nicht dem Korpsgeist der Polizei entsprochen. Er habe viel gearbeitet und fuhr einen Sportwagen. „Viele Dinge haben damals zu Eifersüchteleien unter den Kollegen geführt“, sagt Steffen. Es folgte ein Disziplinarverfahren, welches sein Vorgesetzter und heutige Polizeipräsident Romain Nettgen einleitete. Das Verfahren wurde zugunsten von Steffen eingestellt. „Ich wurde zunehmend isoliert und gemobbt“, sagt Steffen. „Daraufhin zirkulierte das Gerücht, ich würde mit Drogen handeln,“ so Steffen. Er spricht hier von einem „Kuhhandel“ mit der Staatsanwaltschaft. Auch hier soll Ermittler Carlo Klein involviert sein, sagt Steffen. Über einen verdeckten Ermittler sei er schließlich zu einer Straftat verleitet worden.

Protokoll gelöscht

André Steffen ist nach eigener Aussage im Besitz eines Protokolls über eine Sauftour des Bommeleeër-Ermittler Carlo Klein und Romain Ruppert. Beide sollen 1996 in betrunkenem Zustand in Esch/Alzette vor einer Disko eine Frau in den Dienstwagen gezerrt und anschließend fast einen Polizisten überfahren haben. Ein Ermittlungsprotokoll wurde nach Angaben von Steffen von der Staatsanwaltschaft gelöscht. Steffen spricht hier von einem Deal. Ihm wurde allerdings später eine Kopie des Protokolls zugespielt.

Was die Aussagen von Ermittler Carlo Klein gegen André Steffen angeht, spricht der Ex-Polizist von „unzumutbaren Aussagen“ des Ermittlers. Seine Glaubwürdigkeit vor Gericht sei in Frage gestellt, obwohl er noch keine Aussage machten konnte. „Eine Vorladung liegt bislang auch nicht vor,“ sagt Steffen. „Ich habe meine Beobachtungen nicht erfunden. Ich kann nur die Wahrheit sagen, auch was die ‚Brigade Mobile‘ (BMG) anbelangt, wo ich einige Feststellungen gemacht habe während meiner Zeit bis 1984“, unterstreicht Steffen gegenüber Tageblatt.lu.

Steffen hatte zwischen 1980 und 1984 als Hundeführer in der BMG gearbeitet. Er hatte zwei Chefs erlebt: Ben Geiben und Pierre Reuland. Steffen spricht von ungewöhnlichen Nachtmärschen im Raum Moutfort und Contern. Zudem gab es eine Übung im Feidt-Steinbruch in Ernzen bei Larochette. Dort wurde wenig später Sprengstoff für die Anschläge in Luxemburg gestohlen. André Steffen spricht von einem „festen Clan“ innerhalb der Spezialeinheit. Er nennt dabei die Namen Geiben, Steil, Scheer, Wilmes, Berscheid, Schickes sowie Hentzen.