Donnerstag6. November 2025

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„Das war es dann“

„Das war es dann“
(AFP/Leon Neal)

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Der Brexit-Wahlkampf geht auf die Zielgrade. Premier David Cameron mobilisiert die letzten Reserven. Doch aus der Ferne kommen düstere Drohungen. Auch Bundespräsident Gauck macht sich Sorgen.

Es ist die letzte Kraftanstrengung vor dem EU-Referendum: In einem dramatischen Appell vor seinem Amtssitz Downing Street 10 hat sich der britische Premierminister David Cameron direkt an die Wähler gewandt. „Für Sie, für Ihre Familie und für die Zukunft unseres Landes, stimmen Sie für Drinbleiben“, rief er sie am Dienstag auf. Cameron warnte zugleich: Sollten die Briten bei dem historischen Votum an diesem Donnerstag für einen Austritt aus der EU stimmen, gebe es kein Zurück mehr. „Das war es dann. Das ist unumkehrbar. Wir werden dann Europa für immer verlassen.“

Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz warnte: „Wer geht, geht.“ Der Austrittswortführer Boris Johnson könne nicht darauf spekulieren, „nach einem Brexit auf Zeit zu spielen und eine möglichst gute Vereinbarung mit den EU-Partnern herauszuhandeln“, sagte der Politiker dem „Tagesspiegel“ (Mittwoch).

Juncker mahnt zum Bremain

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hofft, dass die Briten sich für die EU entscheiden. Die Briten brauchten die EU, und die EU brauche den britischen Pragmatismus. „Ich hoffe, dass die Briten sich vom Pragmatismus leiten lassen, denn das ist eine britische Tugend“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch).

Neuste Umfragen ergeben weiter kein klares Bild über den möglichen Ausgang der Volksabstimmung. Eine Studie des ORB-Instituts für die Zeitung „Daily Telegraph“ ergab 53 Prozent für das Pro-EU-Lager und 46 Prozent für die Brexit-Befürworter. Befragt wurden vom 14. bis 19. Juni rund 900 Wähler, die definitiv abstimmen wollten. Dagegen sah das Institut YouGov – anders als vor einigen Tagen – nun wieder das Brexit-Lager knapp vorn. 44 Prozent von mehr als 1600 Befragten wollten demnach für einen EU-Austritt stimmen, 42 Prozent für Drinbleiben. 9 Prozent seien unentschlossen, der Rest wollte nicht wählen gehen. Diese Umfrage wurde vom 17. bis 19. Juni durchgeführt.

Briten stellen Forderungen

Auch der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn, der für eine weitere EU-Mitgliedschaft Großbritanniens eintritt, sieht Handlungsbedarf: „Wenn wir in der EU bleiben, muss sie sich dramatisch ändern.“ Die EU müsse viel demokratischer werden, viel mehr Rechenschaft ablegen, fügte er in einer Live-TV-Sendung am Montagabend hinzu.

Die dänischen Rechtspopulisten forderten im Falle eines Brexits ein Referendum auch im eigenen Land. „Dann will ich eine Volksabstimmung haben, um zu klären, ob Dänemark sich so eine Lösung wünscht“, sagte Kristian Thulesen Dahl, Chef der Dansk Folkeparti, der Zeitung „Jyllands-Posten“. „Es geht darum, mehr Selbstbestimmung zurückzugewinnen.“

Ein Kurssturz an den Börsen

Die US-Investor-Legende George Soros sagte bei einem Brexit einen massiven Sturz des britischen Pfund voraus. Ein „Schwarzer Freitag“ – ein Kurssturz an den Börsen – wäre die Folge, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Londoner Zeitung „The Guardian“. „Zu viele glauben, dass ein Votum zum EU-Austritt keine Folgen auf ihre persönliche Finanzlage haben wird. Das ist Wunschdenken.“

Die Briten entscheiden am Donnerstag in einem Referendum, ob sie in der EU bleiben oder austreten wollen. Nach Umfragen ist der Ausgang offen, ein Kopf-an-Kopf-Rennen wahrscheinlich.