„Das notwendige Personal fehlt“

„Das notwendige Personal fehlt“
(Faussems)

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Fentingen, Bereldingen oder Bergem – in jenen Ortschaften war die Kriminalpolizei in der vergangenen Zeit mehrfach im Einsatz. Die Kripo beschwert sich aber, dass sie nicht genügend Personal zur Verfügung hat.

In Fentingen wurde eine Frau von einer Kugel getroffen und schwer verletzt, in Bereldingen kamen zwei junge Menschen ums Leben, weil sie vermutlich vergiftet wurden, und in Bergem gab es kürzlich eine Explosion, bei der ein Mann verletzt wurde. In den drei Fällen ermittelt zurzeit die Abteilung „Criminalité générale“ der Kriminalpolizei. Allerdings beschwert sich diese nun über Personalmangel.

„Um das aktuelle Arbeitspensum zu schaffen, bräuchten wir eigentlich 50 Beamte. Im Moment haben wir aber nur knapp die Hälfte“, sagt Sascha Georges von der Kriminalpolizei. Vor allem kritisiert die „Police judiciaire“, dass in der vergangenen Zeit jede Menge Leute die Kripo verlassen haben. „Früher war es eine Ehre, Mitglied bei der Kriminalpolizei zu sein. Heute ist das leider nicht mehr so. Die Arbeit häuft sich an, und nicht nur beruflich wird der Druck größer, sondern es leiden auch immer mehr Beamte unter privaten Problemen, die durch den beruflichen Druck entstanden sind“, sagt Sascha Georges.

Die neue Reform ist laut dem Beamten auch nicht die richtige Lösung, denn in dem Projekt werde die Kriminalpolizei nur kurz erwähnt. „Die meisten Beamten, die zur Kriminalpolizei kommen wollen, wissen nicht, was sie erwartet. Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass sich nur wenige Leute melden“, so Georges. Größere Fälle wie jene von Fentingen, Bergem oder Bereldingen würden prioritär behandelt. „Andere Fälle müssen dann warten. So kommt es zu Verzögerungen, denn zahlreiche Prozeduren sind notwendig, um eine Ermittlung erfolgreich durchzuführen“, erklärt der Kriminalpolizist.

Terror in Luxemburg

Sascha Georges zufolge würde es eine Katastrophe geben, wenn ein Terrorakt in Luxemburg ausgeübt würde, „denn das notwendige Personal fehlt einfach“. Darüber hinaus sind die Beamten der „Police judiciaire“ der Meinung, dass sie bei der Reform zu kurz kommen. „Wir haben den Minister bereits mehrmals darauf angesprochen, aber es scheint, als wolle er sich nicht für uns einsetzen“, so der Polizist abschließend.

Der zuständige Minister Etienne Schneider erklärt dem Tageblatt gegenüber, dass die Reform dazu diene, die Polizisten in Zukunft effizienter einzusetzen. „Das Bekämpfen der sogenannten Kleinkriminalität soll nicht vernachlässigt, sondern gefördert werden. Die Beamten können durch das neue Gesetz flexibler eingesetzt werden“, sagt Schneider.

Hohe Ausfallrate

Des Weiteren erklärt der Minister, dass jeder Anwärter, der das Examen bestehe, auch genommen werde. „Dieses Jahr wurden bereits 40 neue Polizisten vereidigt, allerdings sind auch 40 in den Ruhestand getreten“, so Schneider. Er betont, dass sich vergangenes Jahr 400 Kandidaten für die Aufnahmeprüfung der Polizei angemeldet hätten. „Allerdings sind nur 300 angetreten, und etwas mehr als die Hälfte hat das Examen auch bestanden. Nach der Polizei-Grundausbildung auf Herrenberg blieben nur noch 90 Polizisten übrig. Ich gehe davon aus, dass nach der zweijährigen Ausbildung nur noch rund 80 Beamte übrig bleiben werden“, sagt Schneider.

Der Vorwurf, dass im Falle eines Terroranschlags in Luxemburg nicht ausreichend Personal vorhanden sei, lässt Schneider nicht gelten. „Käme es hierzulande zu einem Terrorakt, dann wäre nicht nur die Kriminalpolizei gefordert, sondern alle Kräfte. Wir sind gut aufgestellt“, betont er.

Besser vernetzen

„Es ist nicht in meinem Interesse, mit der neuen Reform der Polizei zu schaden, im Gegenteil. Eine bessere Koordination und ein effektiveres Handeln wird geschaffen. In Zukunft wird auf nationaler Ebene koordiniert und nicht mehr auf lokaler Ebene. Die Beamten im Norden des Landes sollen wissen, was sich im Süden abspielt, und umgekehrt. Nur so können Ermittlungen erfolgreich sein“, erklärt der Minister.

Dass die Organisation der Kriminalpolizei nicht im Detail im neuen Gesetz verankert wurde, hat ebenfalls seinen Grund: „Die Kriminalität ist im ständigen Wandel, und die Kriminalpolizei muss auch flexibel aufgestellt sein, um Ermittlungserfolge zu verzeichnen“, so Schneider abschließend.