„Das ist nicht seriös“

„Das ist nicht seriös“
(dpa/Symbolbild)

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Fahren in Luxemburg bald die ersten Riesen-LKW "Gigaliner"? Laut Medienberichten wird derzeit an einem Benelux-Abkommen gearbeitet. Transportminister François Bausch dementiert dies scharf.

Lastwagen, die länger sind als bisher im Luxemburger Straßenverkehr zugelassen, werden Gigaliner genannt. Aktuell dürfen Lastzüge eine Länge von bis zu 18,75 Metern und ein Gesamtgewicht von höchstens 40 Tonnen haben. Gigaliner sind mit 25,25 Metern deutlich länger und bis zu 60 Tonnen schwer. Bislang rollt noch kein Super-LKW täglich im Luxemburger Straßenverkehr. Dies könnte sich allerdings in einigen Monaten ändern, glaubt man niederländischen Medienberichten.

Problem Gewicht
Das Gesamtgewicht von bis zu 60 Tonnen ist nicht das eigentliche Problem. Vielmehr die Achsenlast der Gigaliner macht Straßen-Ingenieure sorgen. Hinzu kommt die Bereifung. Dabei spricht man von Einzel- oder Zwillingsreifen. Ein weiterer „Problem“-Faktor ist die Federung (Luft- oder Blattfeder). Verschiedene internationale Gutachten (AASHO-Roadtest, European Co-operation in the Field of Scientific and Technical Research) weisen auf eine angeblich hohe Belastung des Straßenbelages durch die Riesen-LKW hin. So sei ein Gigaliner für eine Straße bis zu vier mal schädlicher als ein normaler LKW.

Problem Kreisverkehr
Kommt der Gigaliner, müssen Speditionen umdenken. So müssen Ladeeinrichtungen und Zufahrten für die Transportriesen angepasst werden. Spätestens in einem Kreisverkehr kann es eng werden. Die Befürworter dementieren dies. Sie verweisen auf zusätzliche Lenkachsen. Sie sprechen sogar von einer besseren Manövrierfähigkeit als bei einem normalen LKW.

Derzeit wird zwischen den Benelux-Staaten an einer Verordnung gearbeitet. Sie soll im Juni unterschriftsreif sein, schreibt die niederländische Zeitung „Financieele Dagblad“. Das Blatt zitiert Jan Molema aus dem Benelux-Zentralsekretariat in Brüssel. „Wir warten schon zu lange auf eine Entscheidung auf EU-Ebene. Darum wollen wird das Projekt zwischen den Benelux-Staaten vorantreiben.

Bausch dementiert

In Luxemburg fahren bereits überlange Busse, welche dieselben Ausmaße wie die Gigaliner aufweisen. Diese Busse brauchen derzeit aber noch einer Sondergenehmigung. Beim Thema Gigaliner versteht Transportminister François Bausch keinen Spaß. Er dementiert am Dienstag das angebliche Benelux-Abkommen. „Das ist mir neu. Ich weiß davon nichts,“ wundert sich Bausch gegenüber Tageblatt.lu. „Ich bin ein entschiedener Gigaliner-Gegner. Ich kann mir das nicht vorstellen. Das ist nicht seriös,“ wirft er nach.

Der Transportminister sieht die XXL-LKW-Pläne in der EU sehr kritisch. Er spricht von zahlreichen offenen Fragen bei der Sache. „Beim Thema Sicherheit, sei noch nichts geklärt,“ betont Bausch. Der grüne Minister hat seine eigenes Ziel für Luxemburg im Kopf: „Wir müssen Güter auf die Schienen bringen und nicht auf die Straße,“ unterstreicht Bausch. „Wir gehen jetzt schon unter im Straßenverkehr“.

Befürworter und Gegner

Das Thema Gigaliner ist schon lange ein Zankapfel zwischen einzelnen Staaten, EU-Parlament und EU-Kommission. Der ehemalige EU-Verkehrskommissar Siim Kallas wollte 2014 den Transport von Gütern mit überlangen Lastern auch zwischen europäischen Staaten zulassen. Er bekam dafür heftigen Gegenwind von Parlamentariern. Die aktuelle Rechtslage ist in Brüssel umstritten.

Aktuell ist die Länge und das Gewicht der Lastzüge begrenzt. Das EU-Parlament will eine Überschreitung dieser Grenzen unter bestimmten Bedingungen erlauben: Unter anderem müssten die Fahrzeuge aerodynamischer werden. Beschlossen ist noch nichts, auch die EU-Staaten beraten noch über die Pläne.

Neben Schweden und Finnland rollen bereits seit vier Jahren die Riesentrucks auch durch die Niederlande. Tausend XXL-LKW sind dort täglich unterwegs. In Belgien und Deutschland gibt es Feldversuche auf festgelegten Strecken. Transportminister François Bausch (Déi Gréng) bleibt bei dem Thema mehr als skeptisch.