Sonntag9. November 2025

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„Cumhuriyet“-Mitarbeiter bleiben in Untersuchungshaft

„Cumhuriyet“-Mitarbeiter bleiben in Untersuchungshaft
(Sedat Suna)

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Neun Mitarbeiter der türkischen Oppositionszeitung "Cumhuriyet", die Anfang der Woche festgenommen worden waren, bleiben in Haft.

Ein Gericht in Istanbul ordnete am Samstag an, dass sie bis zu ihrem Prozess in Untersuchungshaft bleiben. Unter den Festgenommenen sind der Chefredakteur des Blattes, Murat Sabuncu, der Karikaturist Musa Kart und der Kolumnist Kadri Gürsel.

Murat Sabuncu ist ein profilierter Journalist und engagierter Kämpfer für die Pressefreiheit in seiner Heimat Türkei. Er arbeitet erst seit Januar 2015 bei der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet».
Im September 2016 wurde Sabuncu unter schwierigen Bedingungen Chefredakteur der Zeitung: Er folgte auf Can Dündar, einen promovierten Politikwissenschaftler, der sich nach seiner Verurteilung wegen Geheimnisverrats zu einer mehrjährigen Haftstrafe nach Deutschland absetzte.
Sabuncu ist Mitbegründer der Nichtregierungsorganisation P24, die sich für Pressefreiheit in der Türkei einsetzt. Der 47-jährige stammt nach Angaben seiner Zeitung aus Istanbul. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes, der Jura an der Universität Sorbonne in Paris studiert.
Vor seiner Zeit bei der «Cumhuriyet» war Sabuncu Chef der türkischen Ausgabe des US-Wirtschaftsmagazins «Fortune». Zwischenzeitlich arbeitete er für die Wirtschaftsredaktion der Zeitung «Milliyet» und war Chefredakteur der Kulturzeitschrift «Tempo». Beim Sender Sky Türk 360 hatte Sabuncu eine wöchentliche Sendung zu Wirtschaft und Politik.

Die türkische Justiz hatte die Mitarbeiter der Zeitung am Montag festgenommen. Sie wirft ihnen Verbindungen zu kurdischen Aufständischen vor sowie zu den Verantwortlichen des gescheiterten Militärputschs von Mitte Juli.

Im Zuge ihres massiven Vorgehens gegen Oppositionelle nahmen die türkischen Behörden in der Nacht zum Freitag zudem die beiden Vorsitzenden der prokurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag, sowie mehrere HDP-Abgeordnete fest.

Die westlichen Verbündeten der Türkei haben Bedenken wegen des Vorgehens gegen „Cumhuriyet“ und die prokurdische Partei geäußert.

Alternativer Nobelpreis

Die 1924 vom Journalisten Yunus Nadi Abalioglu gegründete „Cumhuriyet“ („Republik“) zählt zu den ältesten Tageszeitungen in der Türkei. Das regierungskritische Blatt war über Jahrzehnte staatlichen Repressalien und politisch motivierten Anschlägen ausgesetzt. Im September wurde „Cumhuriyet“ mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Nach Branchenangaben erschien die überregionale „Cumhuriyet“ bislang mit einer Auflage von rund 50 000 Exemplaren täglich. Sie gehört zu den 20 größten Tageszeitungen der Türkei.

Haftstrafen

Der bekannte „Cumhuriyet“-Autor Ugur Mumcu wurde 1993 bei einem Bombenattentat getötet. 2015 wurde gegen die Zeitung wegen der Veröffentlichung einer religionskritischen „Charlie-Hebdo“-Karikatur ermittelt, zwei Kolumnisten wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Im Mai wurden der Chefredakteur Can Dündar und sein Hauptstadtbüroleiter Erdem Gül zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten geheime Dokumente veröffentlicht, die türkische Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien 2015 belegen sollen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sie persönlich angezeigt.