Clinton fast eine Million Stimmen mehr als Trump

Clinton fast eine Million Stimmen mehr als Trump
(lee Jin-man)

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Donald Trump konnte bei den US-Wahlen die meisten Wahlmänner auf sich vereinen, die meisten Stimmen hingegen erhielt die Herausforderin Hillary Clinton. Was zu Diskussionen über das US-Wahlsystem führt.

Nach dem für viele überraschenden Ausgang der US-Wahlen am vergangenen Dienstag ist in den Vereinigten Staaten über das seit mehr als 250 Jahren bestehende System der Wahlmänner entstanden. Grund dafür ist der Umstand, dass die demokratische Kandidatin Hillary Clinton mehr Wählerstimmen erhielt als ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump. Laut Angaben des National Popular Vote Tracker der US-Internetseite Cook Political Report erhielt Clinton 61.886.913 Stimmen, während Trump nur 60.914.830 (Stand: Dienstag) auf sich vereinen konnte. Die belgische Zeitung Le Soir meldet, dass dieser Abstand bis Dezember, wenn das definitive Resultat veröffentlicht werden soll, noch weiter steigen könnte.

Nach dem vorliegenden Resultat hat Trump 306 Wahlmänner auf seiner Seite während Clinton deren lediglich 232 zählt. Das System sieht vor, dass der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem Bundesstaat auch alle Stimmen der drotigen Wahlmänner erhält. Außer in den Staaten Maine und Nebraska. Dort können die Wahlmänner zwischen den beiden stärksten Kandidaten aufgeteilt werden. Was dazu führte, dass in Maine Trump einen und Clinton drei Wahlmänner zugesprochen bekam.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der Wahlgewinner nicht die Mehrheit der Wählerstimmen erhielt. Bei den Wahlen im Jahr 2000 verlor Al Gore gegen George W. Bush obwohl er rund 500.000 Stimmen mehr als sein Herausforderer erhielt. Danach muss man bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen, um weitere solcher Fälle ausfindig zu machen. Jedesmal gewann in den Jahren 1824, 1876 und 1888 ein Republikaner gegen einen Demokraten obwohl er nicht die Mehrheit der Wählerstimmen auf seiner Seite hatte.

Petitionen für Änderung des Wahlsystems

Mittlerweile kursieren in den Vereinigten Staaten wieder Petitionen, die eine Änderung des betsehenden Systems der Wahlmänner fordern. Doch die Diskussion wird nicht erst seit dem Resultat des vergangenen Dienstag geführt. Allerdings ist eine Änderung des bestehenden Systems schwer umzusetzen. Dies erfordert eine Änderung der US-Verfassung, wofür in den beiden Häusern des Kongresses (Abgeordnetenhaus und Senat) jeweils eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich ist. Zudem müssen 38 der 52 einer solchen Änderung zustimmen.

Doch selbst der nun gewählte Präsident Donald Trump sprach sich auch schon mal gegen das System der Wahlmänner aus. So twitterte er noch bei den letzten Wahlen am 7. November 2012: „The electoral college is a disaster for a democracy.“ Davon will er aber heute – verständlicherweise – nichts mehr wissen. So twitterte er am Dienstagnachmittag: „If the election were based on total popular vote I would have campaigned in N.Y. Florida and California and won even bigger and more easily.“

Erwartungen von Befürwortern einer Änderung des Wahlssystems, die das Jahr 2020 dafür ins Visier genommen haben, dürften wohl kaum in Erfüllung gehen.