Lange nach der gesetzlichen Sperrstunde wurde in einem Restaurant, das vor allem für seine schweizerische Küche bekannt ist, noch kräftig gefeiert. Zwei Polizisten fielen die vielen Autos auf, die auf dem Bürgersteig und am Fahrbahnrand abgestellt waren. Um der Ursache für dieses wilde Parken auf den Grund zu gehen, beschlossen die beiden Beamten, das Lokal zu betreten und nach der fälligen Genehmigung für eine „nuit blanche“ zu bitten.
Die Polizisten zählten bei ihrem Eintreten rund 50 Personen, unter den Feiernden befand sich auch der Bürgermeister von Kopstal. Dieser verschwand augenblicklich mit dem Besitzer in die Küche. Das geforderte Dokument wurde den Beamten auch wenig später vorgelegt.
Die Polizisten staunten jedoch nicht schlecht, als sie die Genehmigung in ihren Händen hielten. Es handelte sich nicht wie sonst üblich um ein offizielles Dokument, das von der Gemeinde ausgestellt wurde, sondern um ein von Hand beschriebenes Blatt Papier mit dem Logo des Wirtshauses. Das Blatt soll etliche Schreibfehler enthalten haben.
Amtsmissbrauch
Den Polizisten kam sofort der Verdacht, dass dieses Blatt erst bei ihrem Eintreffen vom Bürgermeister geschrieben wurde.
Wie der Pressesprecher der Polizei dem Tageblatt am Mittwoch mitteilte, beschlagnahmten die Beamten das Blatt und setzten den Restaurantbetreiber darüber in Kenntnis, dass es eine Anzeige wegen der überschrittenen Sperrstunde geben werde. Dem Bürgermeister wurde mitgeteilt, dass ein Strafverfahren wegen Amtsmissbrauchs gegen ihn eröffnet werde. Dieser sah sich jedoch im Recht und begann die Polizisten zu beschimpfen. Laut Polizeibericht soll der Bürgermeister damit gedroht haben, den Generalstaatsanwalt persönlich mit dem Auftreten der Polizisten zu befassen, denn er sei schließlich Chef in der Gemeinde.
Verbale Entgleisungen
Später am gleichen Abend hielten die beiden Beamten eine Geschwindigkeitskontrolle in Bridel ab, als ihnen ein Pärchen zu Fuß entgegenkam. Es sollte sich herausstellen, dass es sich um … den Bürgermeister und seine Frau handelte. Beim Anblick der beiden Polizisten soll der betrunkene Erste Bürger sofort angefangen haben zu brüllen, und drohte ihnen mit Konsequenzen. Nach etlichen verbalen Ausrastern leiteten die Beamten ein weiteres Strafverfahren wegen Beamtenbeleidigung ein.
Auf Anfrage des Tageblatt beim Pressesprecher der Justiz, Henri Eippers, wurde uns bestätigt, dass ihm ein Protokoll mit diesem Sachverhalt vorliegt.
Der Bürgermeister selbst war am Mittwochabend nicht für eine Stellungsnahme zu erreichen.
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