Brexit wäre Gefahr, EZB-Käufe in Ordnung

Brexit wäre Gefahr, EZB-Käufe in Ordnung
(Reuters/Russell Boyce)

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Ein britischer EU-Austritt würde nach Meinung von Frankreichs Zentralbank-Präsident François Villeroy de Galhau große wirtschaftliche Risiken in ganz Europa heraufbeschwören.

Sofern beim Referendum am 23. Juni eine Mehrheit der Menschen im Vereinigten Königreich dafür stimme, dürfte dies erhebliche Folgen haben, sagte der Pariser Notenbanker der „Welt am Sonntag“: „Falls es unglücklicherweise zu einem Brexit kommen sollte, wird dies kurzfristig für Instabilität auf den Finanzmärkten sorgen.“

Später stelle sich die grundsätzliche Frage, wie Finanzgeschäfte im gemeinsamen Binnenmarkt überhaupt weiter ablaufen. Großbritannien ist nicht Mitglied der Eurozone, ein Ausscheiden aus der EU hätte aus Sicht vieler Ökonomen jedoch negative Folgen für das Wachstum und den stark vernetzten innereuropäischen Handel sowie den Kapitalverkehr.

EZB falls notwendig „bereit, um zu handeln“

„Aber falls notwendig, steht die Europäische Zentralbank (EZB) bereit, um zu handeln“, meinte de Galhau. Die Währungshüter hatten den Leitzins im Euroraum auf null gedrückt und das Programm für Anleihenkäufe ausgeweitet – zuletzt auch auf Papiere privater Firmen. Kritiker sehen dies als Abweichung vom geldpolitischen Mandat der EZB, zumal die gefährlich niedrige Inflation bisher nicht anzieht.

De Galhau nahm EZB-Chef Mario Draghi in Schutz: „Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, das ernsthaft glaubt, dass die aktuelle Geldpolitik der EZB dadurch bestimmt wird, dass ihr Präsident ein Italiener ist.“ Die EZB müsse ihre Politik aber besser erläutern.

Villeroy de Galhau nimmt Draghi in Schutz

Auch in großen Geschäftsbanken wurde Skepsis an der Wirksamkeit der EZB-Strategie laut. „Nach sieben Jahren immer aggressiverer geldpolitischer Maßnahmen wird es zunehmend deutlich, dass sie die langfristige Stabilität der Eurozone riskiert, wenn sie weiter auf eine breite quantitative Lockerung und negative Zinsen setzt“, hieß es etwa bei Analysten der Deutschen Bank.

Der Kapitalmarktexperte der Baader-Bank, Robert Halver, sagte mit Blick auf die Firmenanleihen: „Auch dieses neue geldpolitische Husarenstück wird nicht die Trendwende von Unternehmensinvestitionen in der Eurozone bewirken.“