Chaos und Gewalt in Tunesien. Nach der Flucht von Machthaber Zine el Abidine Ben Ali ins Exil wurden binnen 24 Stunden zwei Übergangspräsidenten ernannt. Immer wieder kommt es in dem beliebten Urlaubsland zu Plünderungen. Bei einem Gefängnisbrand im Küstenort Monastir starben nach Angaben von Ärzten bis zu 60 Menschen. Auch in der Stadt Kasserine stand ein Gefängnis in Flammen. Am Samstag marschierte Militär im Stadtzentrum von Tunis auf. Mehrere Reiseveranstalter holten am Wochenende weitere deutsche Urlauber aus dem Unruheland am Mittelmeer zurück.
" class="infobox_img" />Foued Mbazaa (l.) im Gespräch mit Mohamed Ghannouchi (r.)(Bild: dpa)
Über der Hauptstadt stiegen Rauchsäulen auf. Schon in der Nacht hatten Brandstifter trotz Ausgangssperre Feuer gelegt, unter anderem in einem Bahnhof. Auslöser des Chaos waren Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit, die sich dann gegen das Regime von Ben Ali richteten.
Neuer Präsident
Am Samstag ernannte der Verfassungsrat mit Foued Mbazaa (77) einen weiteren Übergangspräsidenten, der umgehend vereidigt wurde. Zunächst hatte Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi die Amtsgeschäfte von Präsident Ben Ali übernommen, der das Land seit fast einem Vierteljahrhundert mit harter Hand regiert hatte. Ben Ali hatte sich am Freitag nach blutigen Protesten gegen sein Regime nach Saudi- Arabien abgesetzt.
Nach dem Gefängnisbrand in Monastir erhöhte sich die Zahl der Menschen, die seit Beginn der Unruhen in dem Mittelmeerland ums Leben gekommen waren, auf mehr als 130. Nach ersten Erkenntnissen hatten Häftlinge ihre Matratzen in Brand gesteckt. Die Flammen hätten dann schnell auf das gesamte Gebäude übergegriffen. Viele Häftlinge starben in den Flammen. Als andere zu fliehen versuchten, schossen Wärter auf die Menschen. Bei dem Gefängnisbrand in der Stadt Kasserine gelang es zahlreichen Häftlingen nach Augenzeugenberichten, rechtzeitig vor Flammen oder Schüssen zu fliehen.
Luftraum wieder geöffnet
Der am Freitag zwischenzeitlich gesperrte Luftraum über dem Land wurde am Samstag wieder geöffnet. Reiseveranstalter wollten am Wochenende tausende Urlauber in ihre Heimatländer zurückholen. Viele Touristen hatten zunächst festgesessen, nachdem Ben Ali vor seiner Flucht noch den Ausnahmezustand verhängt und den Luftraum gesperrt hatte. Am Samstagnachmittag kamen auch 121 der luxemburgischen Urlauber aus Tunesien zurück.
Die Proteste hatten sich in den vergangenen Tagen immer mehr zum Aufstand gegen den Präsidenten entwickelt. Ben Ali war am frühen Samstagmorgen in der saudischen Hafenstadt Dschidda eingetroffen. Man habe Ben Ali und seine Familie im Königreich willkommen geheißen, meldete die saudische Nachrichtenagentur SPA. Ben Ali hatte nach französischen Medienberichten zuvor vergeblich versucht, in Paris zu landen.
Die Hintermänner der Plünderungen in Tunesien blieben vorerst im Dunkeln. Kriminelle Banden hätten von dem Chaos profitiert und Geschäfte geplündert, sagte der Oppositionspolitiker Mustafa Ben Jaafar dem französischen Sender France Info. Auch Verwaltungsgebäude seien angegriffen worden. Vor Reportermikrofonen äußerten mehrere Tunesier dagegen den Verdacht, dass Angehörige der Miliz das Machtvakuum nutzten und an Plünderungen beteiligt waren.
De Maart




























Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können