Freitag7. November 2025

Demaart De Maart

Bombenalarm in Oslo aufgehoben

Bombenalarm in Oslo aufgehoben
(AP)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der teilweise geräumte Bahnhof der norwegischen Hauptstadt Oslo ist nach der Durchsuchung eines verdächtigen Koffers wieder freigegeben. Das berichtete die Nachrichtenagentur NTB am Mittwoch unter Berufung auf Polizeiangaben.

Im Berufsverkehr am Bahnhof hatte ein Buspassagier einen herrenlosen Koffer entdeckt, worauf der Fahrer die Polizei alarmierte. Der Inhalt erwies sich als harmlos. Unterdessen gehen die Ermittlungen nach den Anschlägen in Norwegen weiter. Dabei geht es um die Frage: Hate der Attentäter Anders Behring Breivik Komplizen? Offen ist auch, ob der 32-Jährige zu rechtsextremistischen Gruppen im Ausland welche Verbindungen unterhielt.

Der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik hat für das Massaker mit mindestens 68 Toten in einem norwegischen Schützenclub trainiert. Der Osloer Pistolenclub teilte am Mittwochmorgen auf seiner Internetseite mit, dass Breivik von 2005 bis 2007 und erneut ab Juni 2010 Mitglied gewesen sein. Weiter hieß es in der Mitteilung: „Breivik hat als Mitglied an 13 organisierten Trainingseinheiten mit anderen sowie einem Wettbewerb teilgenommen.“
In der Erklärung des Schützenclubs hieß es, Breivik habe sich „weder politisch bemerkbar gemacht noch in anderer Weise irgendwelche Verhaltensweisen als Vorwarnung für die zutiefst tragischen Ereignisse an den Tag gelegt.“ Man habe ihn „mit sofortiger Wirkung“ ausgeschlossen. (dpa)

Für Aussagen über angebliche Mittäter stellt der inhaftierte Massenmörder offenbar Forderungen an die Polizei. „Es waren verschiedene Forderungen. Einige dieser Forderungen konnten wir ganz unmöglich erfüllen“, sagte der Sprecher der Osloer Kriminalpolizei, Pål Hjort Kraby, am Abend in der Online-Ausgabe der Zeitung „Verdens Gang“. Nach unbestätigten Medienangaben soll er etwa Zugang zu einem eigenen Computer mit dem von ihm verfassten, 1500 Seiten umfassenden „Manifest“ sowie dem Online-Lexikon Wikipedia verlangt haben.

Unter permanenter Beobachtung

Weil die Polizei einen Selbstmordversuch befürchtet, steht Breivik im Gefängnis unter permanenter Beobachtung. „Der Inhaftierte wird mit Blick auf einen möglichen Selbstmord kontinuierlich überwacht“, sagte der Osloer Kriposprecher Pål Hjort Kraby im Fernsehsender TV2.

Breivik hatte bei seinen zwei Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya am Freitag mindestens 76 Menschen getötet. Bei Polizeiverhören und vor dem Haftrichter behauptete er, dass es zwei weitere „Zellen“ mit Gleichgesinnten gebe, mit denen er zusammengewirkt habe.

Kontrollierte Explosion

Am Dienstag brachte die Polizei auf dem Bauernhof von Breivik Sprengstoff kontrolliert zur Explosion. Wie norwegische Medien am Abend berichteten, konnte eine Behördensprecherin nicht sagen, um was für einen Sprengstoff es sich gehandelt habe. Auch zur Menge wurden keine Angaben gemacht. Die Farm rund 160 Kilometer nördlich von Oslo sei von Breivik angemietet gewesen.

Die norwegische Polizei begann am Dienstag damit, die Namen von Opfern der Terroranschläge zu veröffentlichen. Sie will Namen aller mindestens 76 Toten nach und nach bekanntgeben, sobald sie identifiziert und die Angehörigen unterrichtet sind.

Unzurechnungsfähigkeit

Breiviks Verteidiger will auf fehlende Zurechnungsfähigkeit seines Mandanten plädieren. „Die ganze Sache deutet darauf hin, dass er geisteskrank ist.“ Der 32-Jährige glaube, er befinde sich in einem Krieg, schilderte sein Anwalt Geir Lippestad. „Und wenn du in einem Krieg bist, kannst du Dinge wie diese machen“, erläuterte er die Sicht seines Mandanten. Der Attentäter habe kein Mitgefühl mit den Opfern.

Breivik hatte die Anschläge gestanden, aber auf nicht schuldig plädiert. Noch in dieser Woche sollen zwei Rechtspsychiater benannt werden, um seine Zurechnungsfähigkeit zu untersuchen.

Maximal 30 Jahre

Die Staatsanwaltschaft bereitet eine Anklageerhebung entweder nach dem Terror-Paragrafen oder wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Die Maximalstrafe beträgt im ersten Fall 21 und im zweiten 30 Jahre Haft. Fristen für eine Anklageerhebung oder den Prozess haben die Behörden in Oslo nicht genannt.

Der Attentäter hatte am vergangenen Freitag mit einer Bombe Teile des Osloer Regierungsviertels zerstört: Mindestens acht Menschen waren getötet worden. Zwei Stunden später begann er das Massaker auf der Fjordinsel Utøya nordwestlich der Hauptstadt und tötete mindestens 68 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers.