Blaulicht und Schlagstock

Blaulicht und Schlagstock
(Jean-Claude Ernst)

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Es bewegt sich was im Bahnhofsviertel von Luxemburg-Stadt. Nach anhaltender Kritik wird die Drogenzene von Polizisten jetzt stark unter die Lupe genommen.

Alle paar Meter stehen kleine Gruppen zusammen, schauen um sich, verhandeln, stecken sich kleine Kugeln, Tütchen und Bargeld im Vorbeigehen zu. Auf einem Fenstersims am Bürgersteig wird Drogenbesteck ausgepackt. Ein Mann läuft mit runtergelassener Hose und leerem Blick vorbei. Alltag an der rue du Fort Wedell, Ecke rue Joseph Junck.

Seit Jahren trifft sich hier die harte Drogenzene, auch am hellichten Tag. „Die Zeiten sind vorbei, wo man heimlich in einer Wohnung oder Kneipentoilette Drogen konsumiert hat,“ erzählt Jim. „Uns hat hier keiner gestört“. Es seien in den vergangenen Monaten allerdings immer mehr „Kunden“ aus dem nahen Ausland hier aufgetaucht, sagt er. Immer mehr Reibereien, zunehmend schlechte Ware zu sehr hohen Preisen.

Funk am Ohr

Doch seit einigen Tagen ist die Unruhe im Bahnhofviertel groß. Überall Blaulicht. Polizisten, Ermittler in Zivil und Spürhunde ziehen durch die Drogen-Hotspots. Dienstabend gegen 19 Uhr wimmelt es plötzlich in der rue Joseph Junck nur so von Polizisten. Im Schutz der Dunkelheit postiert sich ein Beamter mit einem Schlagstock bewaffent gegenüber vom Bahnhof. Er lehnt an einer Mauer eines Hotels und starrt in die Straße. Am Ohr Funk und Handy.

In der rue Joseph Junck herrscht derweil hektisches Treiben. Polizisten nehmen sich Kneipen vor. Auch auf dem Bürgersteig werden Männer und Frauen festgehalten und kontrolliert. Vereinzelt schnappen Handschellen zu. Verdächtige verschwinden in einem Dienstwagen. Ein Mann versucht durch die rue de Reims zu flüchten. Er läuft allerdings schnurstracks Polizisten in die Arme.

Taskforce

Szenen wie diese soll es künftig nach dem Willen der Bürgermeister Lydie Polfer täglich geben. Die Gemeinde musste sich in den vergangen Monaten immer wieder Vorwüfe wie „Untätigkeit“ und „Wegschauen“ anhören. Mehrere Sitzungen zwischen Gemeinde, Ministerien und Polizei haben jetzt zu einer harten Gangart im Dorgenmilieu der Stadt geführt. Taskforce lautet das Zauberwort.

Man will die Situation unter Kontrolle bringen, so der zuständige Minister Etienne Schneider (LSAP). „Wir lassen nicht locker“, betonte Schneider am Montag gegenüber Tageblatt. Laut Polizei hat sich die Situation nicht verschärft. Sie hat sich verlagert. Am 26. Februar will man eine erste Bilanz ziehen.